Es ist noch nicht allzu lange her, da galten Tätowierungen nicht als chic, sondern oft verrucht. Tätowiert wurde in Hinterhofbuden und im Souterrain der Hafenviertel (und im Kittchen).
Standards bildeten sich freilich im Handwerk selbst aus und verhalfen der Tätowierung allmählich zur Geltung als Kunstform. Die Popularität stieg mit der Finesse der Tattoo-Artists, die kunstvolle Hautbilder wirklich zu stechen verstanden.
Mittlerweile hat der Aufstieg des Körper-Verzierungs-Handwerks neue Dimensionen erreicht. Es geht um hygienisch-medizinische Fragen und auch solche der Selbstvermarktung und Regulierung von Tattoo-Artists,-Studios und -Materialien.
Die Tätowierkunst ist heute nicht mehr das Thema der Künstler allein. Dermatologen, Hygieniker und Marktforscher beackern dieses Gebiet mit wachsendem Interesse….eben für eine gemeinsame bunte Zukunft!
In jüngster Zeit hat es einen zunehmenden Austausch jenseits der Tattoo-Conventions gegeben, die sich solchen Fragen zuwandten wie:
- Allergene in den Tattoo-Farben
- Standardisierung und Labeling des Tattoo-Zubehörs
- Langzeituntersuchungen zur gesundheitlichen Verträglichkeit von Tätowierungen
- Hygiene in den Tattoo-Studios
- Ausbildung und Berufsbild des Tattoo-Künstlers
- Entwicklung der dermatologischen Lasertechnik und professionellen Behandlung
So bot die Ärztekammer Westfalen-Lippe zum zweiten Mal Anfang Februar 2015 eine ärztliche Fortbildung Tattoo-Tagung 2015, initiiert durch die Ästhetische Abteilung der Hautuni der RUB in Zusammenarbeit mit Caro Stutzmann (ProTattoo e.V.) und Thomas Sembt (DocTattooentfernung), gemeinsam mit den Profis der Body-Modification-Szene am Katholischen Hautklinikum in Bochum an.
Regelmäßige Symposien zusammen mit Tattoo-Profis
Bereits seit 2013 finden in Berlin, Bochum und Kopenhagen regelmäßige Symposien zusammen mit Tattoo-Profis, Medizinern und Wissenschaftlern statt. Vom 29. – 30. April 2015 trifft man sich beim 2. Europäischen Kongress für Tattoo- und Pigment-Forschung in Brügge/ Belgien (ECTP2015), um neueste Ergebnisse international zu präsentieren und zu diskutieren.
Dieses neue konstruktive Zusammenwirken trägt dazu bei, die gesellschaftliche Anerkennung der Tattoo-Branche auf das Niveau zu heben, das sie längst verdient hat. Und sie professionalisiert dabei die Zunft auf breiter Front. Ein Entwicklungsschritt, der alleine sicherlich nur langsam hätte erreicht werden können.
Bereits 2014 haben diese vereinten Anstrengungen ihren Ausdruck in einer gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zur Soziodemographie des Tattoo-Booms gefunden (GfK-Studie „Tattoo und Piercing in Deutschland 2014„).
Eine hilfreiche Grundlage für die weitere Aufklärungsarbeit rund um das Tattoo, Tattoo-Mittel, sowie die Chancen und Möglichkeiten einer laserbasierten Korrektur oder Entfernung der Hautbildchen – und das wirkt nicht nur in die Szene hinein, sondern vor allem auch in die interessierte Öffentlichkeit: Denn der Trend zur Tätowierung besteht ungebrochen.
Die Aufklärung und Professionalisierung sind also die logischen Entwicklungsstufen, die diesem Markt endgültig den Weg aus den Klischees und dem Schmuddelkinderimage bahnen wird.