Tattoo und PMU im MRT – Die Rheinland-Studie

Tattoo und PMU im MRT – Die Rheinland-Studie

Bonn, März 2022: Valerie Lohner, PhD Studentin vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) et al., haben sich mit Ihrer kürzlich veröffentlichen Rheinland-Studie der „Sicherheit von Tätowierungen, Permanent-Make-up und medizinischen Implantaten in der bevölkerungsbezogenen 3T-Magnetresonanz-Hirnbildgebung angenommen (Quelle & Fulltext: DOI 10.3389/fneur.2022.795573).

Die Magnetresonanztomographie (kurz: MRT) hat jeder schon mal irgendwie gehört oder gegebenenfalls sogar an sich durchführen lassen.

Sie wird auch als Kernspintomographie oder MRI bezeichnet. Hierbei handelt es sich um ein diagnostisches radiologisches Bildgebungsverfahren zur Erzeugung von detaillierten Schnittbildern des menschlichen Körpers bis in die kleinste Ecke.

Die MRT unterscheidet sich deutlich von der CT (Computertomographie) und beide sind daher bitte nicht zu verwechseln!

Bei der Computertomographie (CT) werden gewünschte Schnittbilder des Körpers anhand von Röntgenstrahlen angefertigt.

Die Magnetresonanztomographie arbeitet hingegen mit starken Magnetfeldern und Radiowellen, die keine belastende Röntgenstrahlung oder andere ionisierende Strahlung erzeugt.

Allerdings muss man auch heute noch darauf hinweisen, dass die Wirkungen der magnetischen Wechselfelder der MR-Tomographie auf lebendes Gewebe nicht vollständig erforscht ist.

Die Rheinland-Studie soll Wissenslücken beim Tattoo und PMU im MRT füllen

Valerie Lohner und Ihre Kolleginnen und Kollegen haben zusammen mit einem MRT-Expertenausschuss für ihre Kohortenstudie (im Vorfeld definierte Patientengruppe zur Beobachtung in einem festgelegten Zeitraum) 5.000 Teilnehmer beurteilt.

Hieraus ergaben sich 3.639 (85,4 %) geeignete Personen im Durchschnittsalter von rund 55 Jahren, wovon etwas mehr als die Hälfte weiblich waren, die final im MRT gescannt wurden.

Die Teilnehmer unterzogen sich hierfür einer einstündigen MRT-Untersuchung der Gehirnstruktur und -funktion auf einem 3T-MRT Scanner von Siemens (Prisma Magnetom).

Wie funktioniert die Magnetresonanztomographie (MRT)?

Grundlage für die Magnetresonanztomographie sind sehr starke Magnetfelder, in denen sich der Patient still liegend von einer Magnetspule gescannt wird.

Durch elektromagnetische Wechselfelder in Form von Radiowellen, werden bestimmte Wasserstoffkerne gezielt angeregt. Durch eine hohe Anzahl von Wasserstoffatomen, sind hiervon sehr viele im menschlichen Körper vorhanden.

Deren physikalische Reaktion wird von MRT-Gerät aufgezeichnet. Im Folgenden werden durch ein komplexes Rechenverfahren diese Daten in detailreiche 2D oder 3D Bilder bis ins kleinste Detail zusammengesetzt.

Der hier für die Studie genutzte 3T (Tesla = Einheit der magnetischen Flussdichte) -Scanner ist von Siemens Healthineers. Er ist übrigens, wie das gleichnamige US-Elektroauto, nach dem serbischen Physiker, Erfinder und Elektroingenieur Nikola Tesla benannt.

Kostenpunkt um die 1,7 Millionen Euro und die Leistung seines Magnetfelds ist rund 60.000 Mal so stark wie das Erdmagnetfelds.

Fun Fact: Dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE), für das Valerie Lohner hier arbeitet, stehen aktuell insgesamt elf 3T- und sogar zwei 7T-MRTs zur Verfügung.

Nur 21% der tätowierten Körperstellen befanden sich tatsächlich direkt im Bereich der Kopfspule

Bei den Teilnehmern mit Tätowierungen lag die Anzahl der Tätowierungen (einschließlich Permanent Make-up) pro Person zwischen einem und acht an insgesamt 532 einzelnen Körperstellen. Die häufigsten Lokalisationen waren am Rumpf (33,8 %), Armen (20,5 %) oder Beinen (Unterschenkel: 9,2 %, Oberschenkel: 5,3 %) ( Tabelle 1 ). 

Die Mehrzahl der Tätowierungen (78,8 %) befand sich oberhalb der Taille und damit im Haupt- oder Randfeld der Hochfrequenz sendenden Körperspule und der Gradientenspulen des MRT-Scanners, 21,2 % befanden sich in der Kopfspule. 

Tattoos und Permanent Make-up waren zwischen 1 und 41 Jahre alt, mit einem Durchschnittsalter von 10 Jahren (IQR: 4–20 Jahre). Die mittlere Größe betrug 100 cm 2 (IQR: 30–450 cm 2 ) und reichte bis zu 7.960 cm 2, wobei 72 (17,7 %) Tätowierungen größer als 20 cm waren ( Tabelle 1 ). 

Wir scannten 24 Teilnehmer mit Tätowierungen, die mehr als 5 % der mittleren geschlechtsspezifischen Körperoberfläche bedeckten ( 27 ). 

Die meisten Tattoos waren einfarbig (64,3 %), die meisten verwendeten Farben waren schwarz (52,1 %), braun (5,5 %), schwarz-rot (4,9 %), schwarz-blau (4,5 %), schwarz-rot-grün (2,4 %). 

Den meisten Teilnehmern war das Material des Tattoos nicht bekannt (73,2 %), nur 2,2 % gaben an, dass es sich um Tätowierfarbe handelte, die kein Metall enthielt, 1,2 % gaben an, dass ihr Tattoo selbst gemacht wurde, und 1,0 % wussten es nicht Material ihres Tattoos, berichteten aber spontan, dass sie es außerhalb von Europa oder den USA bekommen hätten.

Keiner der Teilnehmer berichtete über unerwünschte Ereignisse, noch wurde die Qualität der MR-Scout-Bilder durch Implantate oder Permanent Make-up beeinträchtigt. 

Bei der ersten Qualitätsbewertung wurden keine Artefakte aufgrund von Permanent Make-up oder medizinischen Implantaten im Kopf gesehen, die die Gehirnbilder unlesbar machten.

Lohner V, Enkirch SJ, Hattingen E, Stöcker T, Breteler MMB. Safety of Tattoos, Permanent Make-Up, and Medical Implants in Population-Based 3T Magnetic Resonance Brain Imaging: The Rhineland Study. Front Neurol. 2022 Mar 22;13:795573. doi: 10.3389/fneur.2022.795573. PMID: 35392639; PMCID: PMC8980837.

Fazit der Rheinland-Studie

Zitate in Auszügen: (…) In unsere Studie schlossen wir alle Personen mit Tätowierungen und Permanent Make-up unabhängig von Größe und Ort ein (Anm.: 305 Teilnehmer). 

Keiner der Teilnehmer berichtete von unerwünschten Ereignissen.(…) Wir kommen zu dem Schluss, dass die meisten passiven medizinischen Implantate (auch ohne MRT-Sicherheitszertifikate), Tätowierungen und Permanent Make-up für 3-Tesla-MRT-Forschungsstudien geeignet sind. 

Unser Verfahren könnte neue Forschungsstudien zur Klärung der MRT-Eignung leiten. Dies ist entscheidend, um Selektionsverzerrungen in MRT-Forschungsstudien zu reduzieren und dadurch die Verallgemeinerbarkeit und Gültigkeit von MRT-Forschungsstudien zu erhöhen.(…)

Tätowierung und Permanent Make-up im 3T-Magnetresonanztomographen (MRT)

Unser Fazit dazu lautet: Schön, dass alle überlebt haben! 305 (8,4%) der Teilnehmer hatten entweder Tätowierungen (6,4 %), Permanent Make-up (2,3 %) oder beides (0,3 %) in Ihrer Haut.

Dass es zu keinen Komplikationen kam, egal wie groß das Motiv war oder an welcher Körperstelle, ist mehr als erfreulich!

Ganzkörper-Tätowierungen fehlten unter den Teilnehmenden, genau so wie die genauere Auskunft über die Herkunft der Tattoos.

Machen die verwendeten Tätowiermittel aus anderen Ländern ohne TATTOO-REACH oder Tätowiermittelverordnung einen Unterschied? Welche Reaktionen gibt es zudem im 1,5T oder 7T-MRT? Man weiß es noch nicht.

Ob es hierbei eventuell doch zu Auffälligkeiten kommen könnte, kann man leider noch nicht komplett ausschließen.

Es muss weiterhin Forschung betrieben werden. Alles Weitere erfährt der geneigte Tattoo-Träger dann spätestens beim eigenen Gang in der Röhre.

P.S. Erstaunlich, wie viele Leute mit Bauteilen im Köper rumlaufen.

2 Gedanken zu “Tattoo und PMU im MRT – Die Rheinland-Studie

    1. Danke Ihnen für Ihren netten Kommentar und sehr gerne Herr Steffen.

      Wenn Sie tiefer in das Thema einsteigen möchten, dann empfehlen wir Ihnen mal nach Herrn PhD Kasper Alsing (Bispebjerg UniKlinik, Kopenhagen, Dänemark) zu recherchieren.

      Kasper hat gerade seine umfangreiche Diss dazu verteidigt und wird Sie Ihnen auf Anfrage sicherlich gerne zukommen lassen.

      Hier mal eine seiner Veröffentlichungen aus 2023 über Karger Verlag:
      https://karger.com/cde/article/15/1/85/843900/MRI-Induced-Neurosensory-Events-in-Decorative

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