Schmerz lass nach – Lokalanästhetikum beim Tätowieren und Tattooentfernung?

Schmerz lass nach – Lokalanästhetikum beim Tätowieren und Tattooentfernung?

Wer sich ein Tattoo hat stechen lassen, weiß spätestens nach Umsetzung seines Körperverschönerungs-Projekts, wie schmerzhaft die Nadel-Prozedur tatsächlich für ihn war. Das gilt ebenso für die eventuell daran später mal anschliessende Tattooentfernung.

Dabei ist das Schmerzempfinden eine sehr individuelle, mit unter von Frühstück, Tagesform und Psyche abhängige Angelegenheit. Trypanophobie, Angst vor Nadeln und Injektionen sollte man vielleicht besser nicht haben.

Algophobiker, die Angst vor Schmerzen oder Situationen haben, die diese verursachen könnten, sind auch nicht die stabilsten Tattoo-Kunden.

Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob man hauptberuflich Feuerwehrmann, Finanzamtsachbearbeiter oder Bienenzüchter ist.

Wir haben schon viele weinen sehen. Bei Letzteren hat es uns am meisten beeindruckt, sollten sie die Piekserei doch gewöhnt sein.

Ist die frische Tätowierung erfolgreich in die Haut gestochen worden, wird sie gerne heroisch im Freundes-, Familien- und Kollegenkreis herum gezeigt.

Ob es weh getan hat, ist zwar eine kontinuierlich wiederholende doch eher überflüssige Frage.

Vor allen Dingen, wenn man gerade vier Stunden und mehr vom Tätowierer und seinen 1,84Mio. Nadelstichen perforiert wurde.

„Das hat gezeckt ohne Ende! Geweint habe ich aber erst bei den weißen Highlights am Ende!“

Solche Aussagen amüsieren zwar kurzweilig, doch können sie die Nachhut der Tattoo-Kundschaft triggern gegen mögliche Schmerzen, während ihrer zukünftigen Tattoo-Session etwas zu unternehmen.

Seit ein paar Jahren scheint es Trend zu sein, sich vor dem Tattoo-Termin an den zur Verzierung angepeilten Körperstellen mit freiverkäuflichem Lokalanästhetikum einzuschmieren.

In Deutschland ist es primär die Marke EMLA® von Aspen Germany GmbH mit Sitz in München (Stammsitz: Aspen Pharmacare Holdings Ltd., Südafrika), die sogar Werbung speziell für den Bereich Tätowierung auf zugehöriger Webseite macht.

Dazu darf die FAQ „Was gibt es zu beachten?“ auch sehr gerne mal gelesen werden.

Wer weiß adhoc, ob er an einer Lidocain oder Prilocain o.ä. Überempfindlichkeit leidet? Glukose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel, Methämoglobinämie, atopische Dermatitis oder Herzrhythmus-Störung?

In solchen Fällen darf EMLA-Creme nicht angewendet werden! Dazu zählt auch die offene Wunde „nach“ dem Tattoostechen!!

„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie doch einfach Ihren Arzt oder Apotheker.“

Ob ein Tätowierer selbst per Deutscher Gesetzordnung seinen Kunden Lokal-/Anästhetikum verabreichen darf, steht in Frage.

Auch zum über Apotheken rezeptfrei freiverkäufliches! Eine tatsächliche Beratung sollte dazu durch einen Arzt oder Apotheker oder den Hersteller selbst erfolgen. Was ist mit Anamnese, Diagnose und möglichen Wechselwirkungen?

Immerhin ist es ein Medikament. Tattookunden kommen i.d.R. mit ihrer 30-120 Minuten vorher privat und selbst EMLA®-anästhesierten Körperregion zum Tattoo-Termin.

Manchen ist die Creme zu aufwändig, zu teuer oder es betäubt nicht schnell und lange genug. Dann sucht man halt im Worldwideweb nach alternativen Cremes.

Lokalanästhetikum TKTX-Tattoo-Creme

Neben EMLA® ist der Name TKTX in der Tattoo- und Piercing-Szene seit Jahren geläufig. Wobei TKTX wohl für sowas wie Tattoo-Knockout stehen könnte.

Anders als durch die Deutsche Gesetzordnung stark reglementierte und kontrollierte Betäubungscreme EMLA®, bei der ein festgelegter Maximalanteil von 25mg/g Lidocain und 25mg/g Prilocain in einer 30g-Tube den Anwender weitestgehend schützt, kann TKTX (halb)legal und privat nur über den Online-Versandhandel bezogen werden.

TKTX-Tattoo-Creme, die u.a. vom Hersteller TKTX Company® in Hongkong (China) und in abgewandelter Form auch in Südkorea hergestellt und weltweit exportiert wird, hat zwar auf ihrer deutschsprachigen Variante der Webseite die TKTX Numbing Creme GmbH im Footer-Menü kommuniziert.

Allerdings finden wir dazu keine weiteren Angaben noch Branchenregistrierungen.

TKTX-Tattoo-Creme brüstet sich derweil damit schneller, länger und in verschiedenen Abstufungen für lokale Anästhesie bei seinen Anwendern zu sorgen.

Für diejenigen, die eine Leseschwäche aufweisen, hat man verschiedenen Spezifikationen (von 20% bis 50% / für Deutschland neu 16% – 23% ) unterschiedliche Farbvarianten gegeben, die den Lidocain-Gehalt kategorisieren soll(t)en.

Wer lesen kann – die neuen int. Verkaufsvarianten haben nach deren FAQs (Stand 2023) alle 40% angegeben, egal welche Farbe die Tube hat.

Das kann aber auch ein Fehler von deren FAQ-Beautragten sein!? Einen offiziellen Einzug in deutsche Apotheker-Regale wird TKTX somit aus gutem Grund nicht erhalten.

Komplett schmerzfrei scheint derweil die südkoreanische TKTX-Mannschaft zu sein. Nach dem Motto besser nicht kleckern, sondern klotzen erhält der Betäubungswillige hier seine von 10,56% bis 29,9% Lidocain anteilig abgestufte Creme (hier genannt J-Cain) gleich im 500g Bottich.

Das wirklich Bemerkenswerte an der TKTX-Tattoo-Creme ist zudem, dass hier (anders als bei EMLA®) Epinephrin (Adrenalin) als Ingredienz mit aufgeführt sein soll.

Hierbei handelt es sich in der Kombination mit Lidocain um einen gut bekannten Auslöser für häufige Nebenwirkungen in Form von Störungen der Nervenfunktion, Empfindungslosigkeit, Kopfschmerz, Schwindel, leichte Benommenheit, Zittern, Herzklopfen, niedrigen Blutdruck (Kreislaufzusammenbruch möglich), Bluthochdruck, Blässe (örtlich oder allgemein), Atemnot, Juckreiz, vorübergehender Hautausschlag, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, übermäßiges Schwitzen und Brustschmerzen.

Als mögliche Wechselwirkungen wären u.a. zu erwähnen, dass die Wirkstoffe bei gleichzeitiger Behandlung mit Antidepressiva Herz-Kreislauf-Wirkungen verstärken.

Sogar auch bis zu 14 Tagen nach Beendigung der Behandlung. Epinephrin kann zudem für einen Anstieg des Blutzuckerspiegels verursachen und die Wirkung von Antidiabetika abschwächen, etc. Eine Anwendung, Dosierung oder Ablehnung erfordert medizinisches Wissen durch einen Arzt und die Abgabe ist nach deutschem Arzneimittelgesetz (AmG) und durch das Grundstoffüberwachungsgesetz reguliert und rezeptpflichtig.

(HINWEIS: Wir verlinken in unserem Beitrag absichtlich nicht auf TKTX, Painless, Painfree oder ähnliche Produkte)

Amtliche BASG-Warnung vor TKTX-Tattoo-Creme und ähnlichen illegalen Anästhetika

Wer diese TKTX-Tattoo-Creme aktuell alles andere als schmerzfrei hinnimmt, ist Österreich. So veröffentlichte Ende Juli das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) Wien auf seiner Webseite unter Marktbeobachtungen folgende amtliche Nachricht, die wir hier dankenswerter Weise im Auszug zitieren dürfen:

(Zitat:) Illegalitäten | 27.07.2023

Das BASG warnt vor der Anwendung von illegalen TKTX-Tattoo-Cremes und ähnlichen illegalen Lokalanästhetika, die die Arzneimittelwirkstoffe Lidocain, Prilocain, Epinephrin oder eine Kombination dieser enthalten. Diese Salben werden hauptsächlich zur Schmerzlinderung nach durchgeführten Tätowierungen, Permanent-Make-Up und Piercings über illegale Webshops oder auf Online-Marktplätzen illegal verkauft.

TKTX Tattoo-Creme ist ein nicht zugelassenes und daher illegales Arzneimittel, das keinerlei behördlicher Kontrolle in Bezug auf Zusammensetzung, Sicherheit, Qualität oder Wirksamkeit unterliegt.

Die unwissentliche Einnahme von Arzneimittelwirkstoffen in unbekannter Konzentration birgt eine unkalkulierbare Gefahr für die Gesundheit. Zudem können gegebenenfalls auftretende Nebenwirkungen unter Umständen falsch interpretiert, nicht oder zu spät erkannt bzw. nicht adäquat behandelt werden.

Weitere Informationen dazu gerne hier auf der BASG-Webseite>>

Über das BASG

Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen wurde mit einer Vielzahl von Aufgaben in der Arzneimittelzulassung, der klinischen Prüfung von Arzneimitteln und Medizinprodukten, der Pharmakovigilanz und Vigilanz im Bereich der Medizinprodukte und im Inspektionswesen betraut und ist dafür verantwortlich, welche Arzneimittel in Österreich neu zugelassen werden.

Das BASG überwacht – national und im Konzert mit den Europäischen Schwesternagenturen – die bereits am Markt befindlichen Arzneimittel und Medizinprodukte hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, allfälliger Nebenwirkungen, ihrer Produktion, dem Transport und der Lagerung.

Zitat nach freundlicher Genehmigung durch:

Herrn Dipl.-Ing. Dr. Andreas Teutschl

Abteilung GMDP/ Fachgruppe Enforcement

BASG – Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen

Traisengasse 5, 1200 Wien (Österreich)

E-Mail: enforcement@basg.gv.at
Web: www.basg.gv.at

Quelle: https://www.basg.gv.at/marktbeobachtung/amtliche-nachrichten/detail/tktx-tattoo-creme

(HINWEIS II: Wir haben das Thema Anästhesie durch Lachgas/ Injektion für Narkose/ Vollnarkose bei Tätowierungen und Laserbehandlungen hier absichtlich außen vor gelassen. In letzter Zeit tauchen leider immer häufiger Bilder von Tattoo-Sessions im OP, im Studio und mit Doc anbei auf. Das ist uns bewusst.)

ERGÄNZUNG, 26. März 2024

Die us-amerikanische Food & Drug Administration (FDA) warnt Verbraucher nun auch davor, bestimmte topische Schmerzmittel zu meiden, da sie möglicherweise gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben

Mit einer landesweiten Pressemitteilung von Ende März 2024 warnt nun neben Österreich auch die US-amerikanische Food and Drug Administration Verbraucher davor, bestimmte rezeptfreie Analgetika (Schmerzmittel) zu verwenden.

Hierbei bezieht man sich auch auf die oben bereits erwähnte TKTX. Allerdings auch auf weitere Lokalanästhetika, die zur topischen Anwendung zur Schmerzlinderung vor, während oder nach bestimmten kosmetischen Eingriffen vermarktet werden.

Die Behörde richtete Warnschreiben an sechs Unternehmen, weil deren Produkte unter Verstoß gegen Bundesgesetze vermarktet wurden.

Die Food and Drug Administration (FDA) ist eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums, die mit der Aufgabe betraut ist, die öffentliche Gesundheit der US-Bevölkerung zu schützen.

Dabei soll sie die Wirksamkeit und Sicherheit von Human- und Tierarzneimitteln, Impfstoffen, Kosmetika, Tabak und anderen biologischen Produkten für den menschlichen Gebrauch sowie medizinischen Geräten gewährleisten.

Quelle: Pressemitteilung der FDA vom 26. März 2024

https://www.fda.gov/news-events/press-announcements/fda-warns-consumers-avoid-certain-topical-pain-relief-products-due-potential-dangerous-health

Was ist Eure Meinung zum Thema Anästhetikum vor der Tätowierung oder Laser-Tattooentfernung? Gehört der Schmerz zum Tattoo dazu oder nicht?

Schreibt uns gerne Eure Meinung in die Kommentare.

6 Gedanken zu “Schmerz lass nach – Lokalanästhetikum beim Tätowieren und Tattooentfernung?

  1. Hallo, das Vorgehen von Österreich bei der Verwendung von nicht zugelassenem Anästhetikum finde ich echt gut. Ich bin selbst in der Kosmetik tätig und habe lange Zeit Lidocain haltige Flüssigkeiten und Cremes vor dem stechen eines Permanent Make-ups verwendet bis mir mal einer erklört hat, dass ich das gar nicht darf. Wenn meine Kundinnen mit selbst mit zb. Emla eingeschmierten Bereichen bei mir zum Termin kommen, kann ich das leider nicht mehr kontrollieren. Auf meine Fragen erhalte ich leider nicht immer eine ehrliche Antwort. Da ich aber auch immer wieder feststellen musste, dass Pigmente in kürzester Zeit anfangen zu verlaufen, wende ich das nicht mehr an und rate gerade beim Finelining meinen Kundinnen auch davon ab. Woran liegt das? Oder bilde ich mir das ein, dass das an der Betäubung liegt?

    1. Hallo liebe Olga, danke Dir für Deinen Kommentar hier zum Thema Anästhetikum. Ja, es ist richtig, dass Du bei Deinen Kundinnen kein Anästhetikum anwenden solltest. Es sei denn, Du bist studierte Medizinerin. Frei- bzw. über Apotheken verkäufliche Betäubungscremes, wie EMLA und Co. sind nur für die Eigenanwendung gedacht. Leider wird dies bei weitem nicht überall beachtet und teils lässt man sich Lidocain-haltige Präparate sogar individuell anmixen, um sie an seinen Kunden verbotener Weise anzuwenden. Selbst eingeschmierte/ betäubte Kunden kann man wirklich schlecht kontrollieren. Wie Du schreibst, wird hier auf Deine direkte Nachfrage nicht immer die Wahrheit gesagt.

      Man sollte mal darüber nachdenken einen Satz dazu mit in seine Einverständniserklärung zu schreiben, der darauf hinweist, dass solches Vorgehen nicht nur ein erhebliches Risiko für die Gesundheit darstellen kann, sondern Dich selbst auch davor schützt, wenn es zu Komplikationen beim Endergebnis Deiner Behandlung bzw. PMU kommt. Denn wie Du schreibst, ist es kein neues Phänomen, dass frisch gesetzte Pigmente nach kürzester Zeit anfangen zu verlaufen. Die Hintergründe dafür sind allerdings sehr unterschiedlich und gehen bis zur Zusammensetzung des PMU-Mittels. Fragt man zur Ursache, warum es zu sogenannten Blowouts kam, kommt immer wieder der Hinweis, dass Betäubungscreme mit im Spiel war.

      Das liegt wohl vorrangig daran, dass in Cremes wie EMLA oder auch der oben beschriebenen TKTX, sogenannte Vasokonstriktoren enthalten sind, die für die Verengung der Blutgefäße verantwortlich sind. Enge Blutgefäße oder Adern erhöhen die Fliessgeschwindigkeit des Blutes, also den Blutdruck. Inwieweit sich die Hautgewebestruktur hierbei möglicher Weise mit verändert, wissen wir noch nicht. Fakt ist aber, dass sobald die Betäubung nachlässt, also der Blutdruck hier wieder sinkt, es gerne zu Blowouts an feinen Tattoo-Linien oder Lid- und Augenbrauen-PMU kommen kann.

      Potenziert man dies mal mit der zu tätowierenden und betäubten Hautfläche, können die Folgeerscheinungen noch ganz anderer Natur sein. Das wird anscheinend zu gerne unterschätzt. Aber google vielleicht auch gerne mal die Nebenwirkungen von Lidocain. Da scheint der Blowout an der Fineline das kleinere Übel zu sein. Das Thema ist leider wirklich noch nicht gut erforscht aber wir stehen mit den Experten, die sich damit auskennen und suchen, im stetigen Austausch.

      Viele Grüße.

        1. Hallo liebe Silke, herzlichen Dank für Deine Frage.

          Die Anwendung von Lokalanästhetika ist NICHT verboten!!

          Wenn Du als Kundin fragst, dann kannst Du Deine in der Apotheke gekaufte z.B. EMLA-Creme verwenden, wie es Dir gut tut, Dein Arzt es Dir rät und es Dir hilft.

          Wichtig ist, sich von seinem Arzt oder Apotheker über Risiken und Nebenwirkungen aufklären zu lassen. Die Nummer ist leider nicht so ohne, wie sie in der Öffentlichkeit bzw. in der Tattoo-Community wahrgenommen wird.

          Viele Grüße

          P.S.: Hier möchte ich noch ergänzen, dass es in Deutschland klar geregelt ist, wer wem unter welchen Bedingungen Medikamente verabreichen darf. Das Problem, was ich beim Tattoo- oder PMU-Artist sehe, wenn Lokalanästhetikum vom Gewerbetreibenden auf seinem Kunden angewendet wird, ist, dass die ärztliche bzw. apothekenseitige Aufklärung über Risiken & Nebenwirkungen eines zwar frei verkäuflichen aber apothekenpflichtigen Medikaments nicht gegeben ist. Daher weisen viele Artists ihre Kunden auch an, „privat & vor-eingeschmiert“ zum Termin zu kommen.

  2. Hi Docs,
    also ich finde, dass der Schmerz doch irgendwie zum Tattoo dazu gehört, oder nicht? Sich für seinen Tattoo Termin extra mit Betäubungssalbe oder irgendwelchen Medikamenten lahmzulegen finde ich echt schräg. Das ist ja so als würde ich mir die Zunge mit Emla einschmieren, nur um danach ein Fisherman’s lutschen zu können. Die Warnung von Österreich finde ich echt gut! Diese Lidocain-Kreme wird viel zu leichtfertig benutzt. Gibt es eigentlich irgendwelche Untersuchungen dazu, ob sich das überhaupt mit einer Tätowierung bzw. Tätowierfarben verträgt? Und was ist mit Laserlicht und Betäubungsmitteln?

    1. Hallo liebe Alina,

      ganz herzlichen Dank für Deinen tollen Kommentar hier zum Thema Lokalanästhesie beim Tätowieren. Wir sehen es ähnlich wie Du. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass es ja nunmal sehr schmerzempfindliche Menschen oder auch (ganz individuelle) Körperstellen gibt, wobei ein Lokal-/Anästhetikum angewendet werden kann, um den starken Wunsch nach einer Tätowierung o.ä. genau an der Stelle und der Person stechen zu können.

      Wir haben nur mittlerweile das Gefühl, dass Anti-Schmerzgel oder Anästhetikum ziemlich inflationär angewendet wird. Dazu kommen dann ja noch ganz andere Medikamente, die stetigen Einzug in unseren Alltag genommen haben. Wir fragen uns, ob da mal vorher jemand checkt, welche Wechselwirkungen es dabei geben könnte?!

      Untersuchungen und Studien sind dazu mehr als rar. Wir haben mal bei PubMed (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/) gesucht und genau 3 zu Tattoo in Verbindung mit der apothekenpflichtigen doch rezeptfreien EMLA® gefunden. Die Aktuellste stammt aus 2012 (p.s.: 11 Jahre her!!), wobei es da um die Ident-Tätowierung von Kaninchenohren ging und die Bewertung derer Schmerzempfinden nach der Kaninchengrimassenskala. Too sad – we know! Ansonsten ist EMLA mit rund 1300 Arbeiten bei PubMed in den unterschiedlichsten Bereichen vertreten. Aber eigentlich ist das alles auch total oll. Es besteht halt kein wirkliches öffentliches Interesse, um für genauere Untersuchungen Fördergelder zu bekommen.

      Bei TKTX, was ja in der Tattoo-Branche nach Bauchgefühl mittlerweile viel häufiger verwendet wird, ist das noch eine ganz andere Sache. Die Creme-Varianten haben weder eine Zulassung, noch finden wir dazu irgendwelche Untersuchungen oder Studien. Man weiß ja mangels Zulassung nichtmal, was da wirklich alles drin ist, das man sich da online bestellen kann. Der Verweis vom BASG auf Epinephrin ist auf jeden Fall schonmal der Oberklopper.

      Was das Thema Anästhetika als solches betrifft, so kann man deren überwiegenden Vorteile natürlich nicht absprechen. Man sollte nur die inflationäre Verwendung und daraus oft resultierenden Missbrauch deutlich stärker kontrollieren und regulieren. Aber das ist ja leider bei vielen Dingen so. Was bei uns die 30g Tube 5% EMLA®, ist in Korea halt die 500gr 40% J-CAIN Abfüllung. Die jeweiligen Sterberaten sind uns in beiden Fällen nicht bekannt!!
      Viele Grüße.

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