„Die Epidemiologie ist jene wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Verbreitung sowie den Ursachen und Folgen von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen in Bevölkerungen oder Populationen beschäftigt.“ So bezeichnet es die Beschreibung (Zitat) von Wikipedia.
Epidemie wird dabei aus dem Altgriechisch mit Volkskrankheit übersetzt und durch das -logie hintendran zur Lehre darüber gemacht.
Allerdings und eben suggeriert der Titel vorneweg, dass es sich wohl um eine Krankheit handelt.
Ist das Tattoo eine Volkskrankheit? Was sagen die Inzidenzen?
Einige Lieblingsbegriffe, derer wir sicherlich – dank Corona Pandemie – vielerseits reichlich überdrüssig sind. Aber es ändert sich nicht die Tatsache, dass wir alle wissen möchten, ob Tätowierungen bzw. Tätowierfarben eventuell schädlich für unsere Gesundheit sein könnten.
Dabei sind die Erkenntnisse nach über 5.000 Jahren der nachgewiesenen Tattoo-Existenz, und nach unseren Schätzungen bei DocTattooentfernung von rund 540 Millionen Tattoo-Trägern weltweit, extrem mau.
Im Verhältnis zur weltweit tätowierten Bevölkerung, ist die Anzahl derweil eindeutig verbundener gesundheitlicher Vorkommnisse noch so gering, dass es bisher kein öffentliches Interesse daran gab adäquate Forschung zu betreiben noch ausreichende Gelder dafür zur Verfügung zu stellen.
Obwohl Tätowierungen weitläufig als sicher gelten, gibt es Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen von Tätowiermittel-Exposition auf die menschliche Gesundheit.
Um die möglichen Risiken und Nebenwirkungen von Tätowierungen besser zu verstehen, ist es wichtig, epidemiologische Studien durchzuführen. Ein wichtiger Bestandteil solcher Studien ist ein geeignetes Werkzeug zur Bewertung dieser Auswirkungen in der tätowierten Bevölkerung.
Das Epidemiologische Tattoo-Bewertungstool (ETBT), or Epidemiological Tattoo Assessment Tool (EpiTAT) in English
Aus wissenschaftlicher Sicht kann das Tätowieren als die intradermale Injektion von schwer löslichen organischen und anorganischen Farbpigmenten in einer Trägerflüssigkeit (Lösungs- und Bindemittel-Gemisch, ff.) definiert werden.
Trotz kontrolliertem Herstellungsprozess für Tätowierfarben auf verschiedenen nationalen Ebenen, weiß man, dass die chemischen Mixturen toxikologisch relevante Profile aufweisen können.
Was diese in der Haut und nach Verteilung im ganzen Körperorganismus anrichten, weiß man teils nur von anderer Stelle. Und das soll sich jetzt ändern.
Die International Agency for Research on Cancer (IARC) ist als Agentur Teil der World Health Organization (WHO) mit Sitz in Lyon (Frankreich) und unter anderem hier unter der Leitung von Dr. Dipl.-Psych. Milena Foerster mit der Erforschung zu möglichen langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von Tätowierfarben beschäftigt.
Um weltweit einheitliche und qualifizierte Daten und Fakten bei der tätowierten Bevölkerung abfragen zu können, hat man das Epidemiological Tattoo Assessment Tool (EpiTAT) entwickelt.
Hierüber werden Daten zum Beispiel zur Anzahl, Größe, Farbe und Alter des Tattoos, sowie zu Risikofaktoren wie Rauchen und Sonnenexposition gesammelt, analysiert und ausgewertet.
Die bisherigen Ergebnisse weisen laut Experten und Kontrollgremien eine recht hohe Genauigkeit und vor allen Dingen Zuverlässigkeit auf.
Es ist jedoch zu beachten, dass die Ergebnisse dieser Untersuchung nur für die tätowierten Teilnehmer dieser Studie gelten und nicht automatisch auf die gesamte tätowierte Bevölkerung übertragen werden können.
Es ist daher wichtig, weitere und vor allen Dingen langfristige Untersuchungen (10 & 20 Jahre) durchzuführen.
Dabei laufen bereits unterschiedliche Projekte mit verschiedenen beteiligten Partnern.
Neben EpiTAT und CRABAT (Cancer Risk Associated with the Body Art of Tattooing) von Constances in Frankreich, liefert auch Tattoo INK von NAKO aus Deutschland Kohorten-Daten.
International Agency for Research on Cancer (IARC)
Wer sich mit der Thematik der gesundheitlichen Folgen von Tätowierungen mal genauer beschäftigen möchte, dem empfehlen wir die IARC-Website
Einen extrem interessanten Vortrag wird Postdoktorandin Frau Bayan Hosseini von der IARC beim 6. Welt-Kongress der European Society of Tattoo and Pigment Research am 25. Mai 2023 um vrs. 15:00Uhr in Wien halten.
Sie stellt die Arbeit von Dr. Dipl. Psych. Milena Foerster und daran beteiligten Kollegen vor.
(DOI: 10.2196/42158), die im Januar 2023 bei JMIR Publications veröffentlich wurde.
Unsere Anmerkung:
Ja, wir kennen auch die Sätze „Wer hat da die schlafenden Hunde geweckt?“ und „Ich tätowiere jetzt seit 20 Jahren und da ist noch keiner von krank geworden!“ & Co.!
Dazu gibt es nicht nur von uns mittlerweile Standard-Antworten:
1.) Die „Hunde“ haben noch nie gepennt! Forschung zum Tattoo wird nachweislich bereits seit mehr als einem Jahrhundert geführt – nur bisher zu wenig.
2.) So viele Tätowierte, wie heutzutage, gab es noch nie in der Geschichte der Menschheit. Da man die gesundheitlichen Auswirkungen auch nach 5.000 Jahren noch nicht genau kennt, muss geforscht werden.
3.) Keiner will aufgrund seiner Tätowierung erkranken oder sterben. Bei beiden Szenarien ist es von Vorteil, wenn man weiß, was dazu führen „könnte“ und/oder, wie man es heilt oder gar ganz vermeidet.
4.) Bei der epidemiologischen Tattoo-Studie der IARC handelt es sich um eine internationale Langzeitstudie. Dafür sind qualifizierte und adäquate Zahlen und Ergebnisse aus 10 – 20 Jahren Forschungsarbeit notwendig. Bisher hat man erstmal Tools dafür etabliert, mit denen man ernsthafte Zahlen sammelt und ausw