Fast 7,4 Millionen Deutsche tragen ein gesticheltes Hautbild, sagt eine Emnid-Umfrage für die Bild-Zeitung von 2012. Übertrumpft werden wir hierbei mal wieder von den USA, die rund 78 Millionen Bürger mit Tätowierungen auf der Haut im eigenen Land gesichtet haben wollen. Und der Trend reißt nicht ab! Immer mehr Menschen überlegen sich tätowieren zu lassen, egal ob jung oder alt.
Doch was wird bei einer Tätowierung eigentlich anhand von tausenden kleinen Nadelstichen in die Dermis, die mittlere Hautschicht des Körpers gepiekst damit man später ein buntes, ewig währendes und strahlendes Tattoo auf dem Oberarm oder am Rücken präsentieren kann?
Die Diskussion um gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe in Tattoo-Farben ist gerade mal wieder frisch entbrannt und immer noch aktuell. Natürlich weiß man, dass Farben die ich mir selber aus Ruß von verbrannten Autoreifen, Asche, Kugelschreibertinte und oder ähnlichem zusammen mixe nicht gut verträglich sind. Aber darum sucht man ja in der Regel auch den Weg zum Profi-Tattoostudio. Was Tattoo-Anhänger nicht zu wissen scheinen ist, dass Tätowierfarben nicht nur unter die Haut gehen, sondern Teile der Inhaltsstoffe sich bei Falschanwendung unter Umständen im ganzen Körper verteilen können.
Wie findet man also die richtige Tattootinte?
„Einige der Stoffe sind giftig oder krebserregend“, sagt Michael Landthaler in der Süddeutsche-Zeitung in einem Artikel von Susanne Klaiber 03. April 2012. Prof. Dr. Dr. Landthaler ist Chef der Dermatologie am Uniklinikum Regensburg und gilt als einer der wenigsten deutschen medizinischen Experten auf diesem Gebiet.
Tattoo-Farben werden seit 2005 im sogenannten LFGB, dem Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch in Deutschland bzw. dessen EU-Basisverordnung geregelt. Es umfasst alle Verarbeitungsstufen entlang der Food-Value-Chain und gilt u.a. auch für Kosmetika. Hierbei ist die Lebensmittelsicherheit oberstes Gebot, für dessen Qualität laut LFGB der Hersteller zu sorgen hat und eigentlich nichts anderes aussagt, als dass Tattoo-Farben die Gesundheit nicht schädigen dürfen. Es verbietet aber grundsätzlich keine Substanzen oder giftigen Inhaltsstoffe, sondern ermöglicht lediglich die Rückverfolgung zum Hersteller oder Produktimporteur.
Also haben sich im April 2006 das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zusammen gesetzt und eine Tätowiermittelverordnung (TätoV) erlassen, die als besonders kritisch eingestufte Inhaltsstoffe in Tattoo-Farben und Permanent-Make up verbietet.
Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und Frau Renate Krätke, Leiterin der BfR-Kommision für kosmetische Mittel geht die Regelung nicht weit genug. „Es ist immer noch so, dass die Inhaltsstoffe keine Zulassung brauchen“, sagt Frau Krätke im bereits oben erwähnten Artikel von Susanne Klaiber (Süddeutsche). Das heißt, es können immer noch Farbpigmente und Konservierungsstoffe in Tattoo-Farben landen, deren gesundheitliche Unbedenklichkeit nicht erwiesen ist. Eine weitere Stellungnahme des BfR zum Thema finden Sie hier.
Ist das ewig währende Gerücht um Autolacke in den Tattoofarben gar kein Gerücht?
Fakt ist, dass selbst der Bundesrat in einer seiner Pressemitteilungen darauf hinwies, dass als Beispiel in fast jeder zehnten Probe das „Pigment Red 254“ nachgewiesen wurde, das einer Autolackfarbe Ferrari-rot entspreche.
Dr. Mark Benecke, u.a. Vorsitzender des ProTattoo e.V. meinte in einem Pressetext vom 14. März 2012 dazu:
„Tatsächlich sind die eigentlichen Farbpigmente – egal ob sie technisch oder kosmetisch sind – identisch. Einzig: Ein Cosmetical Grade (-> Tätowiermittel) wurde öfter gereinigt als einTechnicalGrade (-> Autos). Von daher ist es letzthin normal, dass diese Pigmente sowohl in Autolacken als auch in Zahnpasta mit blauen Streifen, Eyelinern und Lippenstiften stecken. Und ja, somit auch in Tätowierfarben.“ (Zitat)
Zweck des Vereins ProTattoo e.V. laut Satzung ist die Information, Schulung und Öffentlichkeitsarbeit für und von Angehörige/n der Tätowierbranche. Dabei geht es um die Aufklärung über Ergebnisse in Forschung und Entwicklung von Tattoofarben, Verträglichkeiten und deren Entfernung z.B. durch Lasertherapien.
Einen sehr aufschlussreichen Blog-Beitrag zum Thema Tattoo-Farben vs. Autolack bzw. Tätowiermittelverordnung (TätoV) haben wir bei WildCat Deutschland GmbH in der Community-Rubrik gefunden und möchten Ihnen diesen gerne ans Herz legen. WildCat ist u.a. Onlineshop- und Großhändler für die Tattoo- und Piercingszene, betreibt deutschlandweit eigene Shop-Standorte und pflegt europaweit ein ausgeprägtes Partner-Studio-Netzwerk.
Können Tätowierungen Krebserkrankungen auslösen?
Regelmäßig werden Untersuchungen zu Tattoofarben durchgeführt die belegen, dass sich bedenkliche und gefährliche Inhaltsstoffe in ihnen befinden. Ausschlag gebend für die Antwort auf die Frage der krebserregenden Stoffe ist u.a. die Betrachtung der enthaltenen Azo-Farbstoffe und/oder Azo-Pigmente und möglicher Schwermetalle in einigen Tattoofarben, die allergische Reaktionen auslösen können.
Azo-Farbstoffe werden z.B. zur Einfärbung von Papier, Textilien, Ölen uvm. verwendet, da ihre farblichen Eigenschaften sehr gut sind und starke Leuchtkraft beinhalten. Azo-Farbstoffe, die giftige oder krebserregende Amine beinhalten und freisetzen können, sind in Deutschland für Tätowiermittel laut Tätowiermittelverordung und anderen Regelungen verboten aber in vielen ausländischen Tattoofarben immer noch nachzuweisen.
Auch sogenannte Azo-Pigmente sind in einer Reihe von Tattoo-Tinten zu finden.
Sie unterscheiden sich von den Azo-Farbstoffen insofern, dass sie praktisch unlösliche, stark färbende, ungiftige Pulver sind, die vom Körper nicht aufgenommen oder zersetzt werden können.
Der Unterschied der beiden Farbstoff-Gruppen besteht nun darin, dass Azo-Farbstoffe vom Körper selbst wieder in die Ausgangsstoffe gespaltet werden können. Azo-Pigmente hingegen werden nach Kenntnisstand erst durch UV-, Röntken-, Gama-, oder Laser-Bestrahlung aufgespaltet. Dabei werden besorgniserregenden aromatischen Amine frei gesetzt (sogenannte reduktive Spaltung von aromatischen Aminen), die Krebs verursachen können – aber nicht müssen! Sie kennen das Thema sicherlich noch in Bezug auf den Verzehr von Chips, Knäckebrot und Grillfleisch. Eine genauere und wirkllich ausführliche wissenschaftliche Untersuchung gibt es leider noch nicht. Fakt ist, dass das Krebsrisiko stark erhöht ist und Sie als Kunde darüber aufgeklärt werden müssen! Die Frage die sich hierbei auch immer noch stellt ist, werden die vom Licht zersprengten Tattoo-Pigmente vom Körper komplett über das Lymphsystem abtransportiert und lagern sich die Substanzen irgendwo im Körper ein?
In vielen Fällen, gerade bei im Ausland gestochenen Tätowierungen, erfährt man als künftiger Tattooträger nur selten etwas über die enthaltenen Inhaltsstoffe dort verwendeter Tattootinten. Schwermetalle und industrielle Abfallprodukte werden oft herangezogen, um den Tinten mehr Farb- oder Leuchtkraft zu geben. Diese Inhaltstoffe können unter anderem zu massiven allergischen Reaktionen führen. Dr. Landthaler von der Uni Regensburg war zu dem Thema Tattoofarben an der bis dato umfangreichsten Studie maßgeblich beteiligt und berichtete von Symptomen wie Schwellungen, Rötungen, Juckreize als allergische Reaktionen auf vor Jahre gestochenen Tätowierungen einiger Umfrage-Teilnehmer.
Halten Sie sich bitte bei Ihren Recherchen zu Tattoofarben am besten an die Angaben der Tätowiermittelverordnung (TätoV) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Da das Thema Tattoofarben, Tätowiermittelverordnung und gesundheitliche Auswirkungen sehr prägnant ist, werden wir in den kommenden Monaten in Zusammenarbeit mit Medizinern, Tätowierern und Wissenschaftlern dieses genauer ergründen und ausgiebig darüber berichten! Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir in diesem aktuellen Blog-Beitrag nur sehr oberflächlich an dieses Thema herangehen. Mehr dazu folgt in Kürze!
Was kann man tun, um sich vor bedenklichen Tattoofarben zu schützen?
Deutsche Tätowiermittel-Herstellen etikettieren Ihre Produkte mit den Inhaltsstoffen und richten sich nach den gesetzlichen Vorgaben. Sie selbst sollten sich vorher bei Ihrem Tattoo-Studio ausgiebig zum Thema beraten lassen. Recherchieren Sie auch im Internet. Eine Hilfe ist u.a. das Chemisch-Technische Laboratorium (CTL® GmbH). Hier finden Sie spezielle Seiten für Verbraucher, Anwender und eigens geprüfte Tätowiermittel. Wichtigste Grundlage für Sie ist bis dato aber die Tätowiermittelverordnung (TätoV)!
Wichtig! Gute Hersteller kennzeichnen ihre Tinten mit dem Hinweis „Frei von Azo-Pigmenten -und/oder- ohne Konservierungsmittel oder Krebs erzeugende aromatische Amine.“ Analysen zu Schwermetallen ist bei vielen Anbietern von Tattoofarben bereits erhältlich. Schauen Sie doch mal als Beispiel bei Tattoosafe, Premier Products, WildCat oder weiteren Profi-Supplies vorbei.
Lassen Sie sich im Zweifel über die Verträglichkeit und mögliche allergische Hautreaktionen vorab vom Profi aufklären und zur Probe tätowieren. Achten Sie auf die Hygiene-Standards des Studios und stellen Sie so viele Fragen wie möglich. Und nicht das wir uns falsch verstehen! Wir stehen auf Tätowierung! Uns liegt aber auch viel an Ihrer Gesundheit!
Ein schöner Satz von Dr. Mark Benecke noch zum Abschluss:
„Und NICHT vorhandene Inhalts- oder Schadstoffe verursachen auch KEINE Probleme!“
Bei Fragen rund um das Thema Tattoofarben und Verträglichkeiten stehen Ihnen unsere Dermatologen, der ProTattoo e.V. und wir gerne und jeder Zeit zur Verfügung! Schreiben Sie uns einfach an info@doctattooentfernung.com oder diskutieren Sie direkt hier im Blog! Wir werden das Thema weiterhin im Auge behalten und über neue Erkenntnisse schnellst möglich berichten.
Quellen: Süddeutsche-Zeitung, ProTattoo e.V., WildCat Deutschland GmbH, Wikipedia, BfR
Eine aktuelle Stellungnahme zum Öko-Test-Bericht Nr. 1 Januar 2013 Thema Tätowierfarben im Test finden Sie unter anderem hier bei ProTattoo e.V.: https://www.protattoo.org/2013/01/02/stellungnahme/