Tätowierungen sind nun schon seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil verschiedener Kulturen auf allen Kontinenten unser Welt. Trotz ihrer weiten Verbreitung ist allerdings über die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen bislang verhältnismäßig wenig bekannt.
Im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie untersucht das Forschungsprojekt Tattoo inK, ob Tätowierungen das Risiko für Krebserkrankungen & Co. erhöhen könnten.
Anlässlich des heutigen „World Tattoo Day“, geben Frau Dr. Lena Koch-Gallenkamp, Projektleiterin von Tattoo inK (Abkürzung steht für „Tattoos in nationalen Kohorten“) und Dr. Dipl. Psych. Milena Foerster, wissenschaftliche Leiterin von Tattoo inK Einblicke in die Ziele, Methoden und Perspektiven dieser Studie.
Quelle zum Nachlesen: https://nako.de/aktuelles/welt-tattoo-tag-projekt-untersucht-langzeitfolgen-von-taetowierungen/
Frau Dr. Koch-Gallenkamp ist Wissenschaftlerin in der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg (Deutschland).
Frau Dr. Foerster arbeitet als Epidemiologin bei der International Agency for Research on Cancer (IARC) als Agentur Teil der World Health Organization (WHO) mit Sitz in Lyon (Frankreich).
Ziele des Projekts „Tattoo inK“
Das Hauptziel des sogenannte Leven-3-Projekts „Tattoo inK“ ist es, potenzielle langfristige Gesundheitsrisiken von Tätowierungen zu erforschen. Da Tätowierfarben chemische Mischungen aus organischen und anorganischen Farbpigmenten sowie verschiedenen Zusatzstoffen enthalten, wurden in toxikologischen Analysen wiederholt potentiell krebserregende und eventuell risikobehaftete Substanzen festgestellt.
Level-3-Projekt bedeutet dabei, dass Untersuchungen über den Kern der NAKO-Studie hinausgehen und sich mit spezifischen, weiterführenden Forschungsfragen befassen können. Man also zusätzliche Daten zu bestimmten Themenfeldern erheben kann. Hinzukommt, dass externe Finanzierungen (auch für Teilbereiche) möglich sind.
Während des Tattoostechens werden Tätowierfarben intradermal in die Haut eingebracht, wobei sie nicht nur dort verbleiben, sondern Tattoo-Pigmente u.a. auch in die Lymphknoten wandern und sich dort ansammeln können. Die langfristigen Auswirkungen dieser Ablagerungen sind bislang noch unbekannt.
„Da Krebs in erster Linie dort auftritt, wo auch die Konzentration krebserregender Stoffe am höchsten ist, sind insbesondere Lymphome, aber natürlich auch Hautkrebs von besonderem Interesse“, wie es im NAKO-Artikel geschrieben steht.
Methodik der NAKO Gesundheitsstudie
Im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie, Deutschlands größter Langzeit-Bevölkerungsstudie mit über 205.000 zufällig ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, fand bis 2024 eine ausführliche Erhebung zur Tattoo-Exposition statt.
Dabei werden Informationen per Fragebogen, entweder online oder via Schriftform auf Papier gesammelt. Selbiger Fragebogen wird auch in einer Bevölkerungsstudie in Frankreich eingesetzt und besteht aus gut 30 Fragen auch zu visuellen Faktoren.
Dazu zählen z.B. Fläche oder Farben der Tätowierung sowie wann unter welchen Umständen und in welchem Land das Tattoo zustande gekommen ist. Und ob es zu unerwünschten Nebenwirkungen gekommen ist.
Thematiken rund um die Sonnenexposition und (DAS ist bisher einmalig) ob eine Tattooentfernung durchgeführt wurde.
Die Datenerfassung wertet dahingehend aus, ob sich das Neuauftreten von Krebs zwischen tätowierten und nicht tätowierten Personen unterscheidet und ob unterschiedliche Expositionsszenarien einen Einfluss haben.
Untersucht wird hier u.a. Non-Hodgkin-Lymphom und Hautkrebs, Krebs der wahrscheinlich weniger exponierten Organen wie Leber, Niere, Gehirn und Blase. Dazu Immunpathologien im Zusammenhang mit Krebsentstehung und reproduktiven Folgen und die Rolle von Tattoos in der Hautkrebs-Diagnostik.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten werden nun Krebs-Inzidenzfälle aus den deutschen Krebsregistern prospektiv für die gesamte NAKO-Population gesammelt.
Parallel dazu findet die eben schon angedeutete Partnerstudie namens Cancer Risk Attributabke to the Body Art of Tattoing (CRABAT) in der französischen nationalen Kohorte Constances statt, um die Ergebnisse zu validieren und einen breiteren Überblick über die potenziellen Risiken von Tätowierungen zu erhalten.
CRABAT ist allerdings schon etwas weiter als Tattoo inK, da letztere gerade die vielen Daten, und vor allen Dingen Fragebögen, noch auswertet.
Erste Analysen aus den Daten der CRABAT-Bevölkerungsstudie
Die französische CRABAT-Bevölkerungsstudie lässt erste Analysen ihrer Daten schon zu und hat ein Hepatitis C Risiko beim Tätowieren deutlich gemacht.
Der Wert ist in der Studie fast fünf Mal so hoch bei Probandinnen und Probanden, die sich nicht in Tattoo-Studios haben tätowieren lassen, im Vergleich zu denjenigen, die sich in professionellen Tattoo-Studios haben verzieren lassen oder gar nicht tätowiert waren.
„Dieses Erkenntnis ist auch deshalb wichtig, da Hepatitis C Infektionen selbst das Lymphom-Risiko erhöhen und dieser Zusammenhang in entsprechenden späteren Analysen berücksichtigt werden muss„, schreibt die NAKO auf ihrer Webseite.
ANMERKUNG: Das französische Hepatits C Risiko (5x) kann man sich gerne mal merken als Argumentation, warum Studio-Hygiene und Schulungen dazu sinnvoll sind und man Billig-Heimsern vom DIY-Tattoo oder von zu Hause stechenden Ebayaner abraten muss.
Bedeutung der NAKO Gesundheitsstudie – Tattoo inK
Das Projekt „Tattoo inK“ der NAKO Gesundheitsstudie – als größte Kohorten-Studie weltweit u.W.n., wenn man zudem die Koop-Studien CRABAT mit einbezieht – wird wirklich wertvolle Erkenntnisse über die langfristigen Gesundheitsfolgen und -risiken von Tätowierungen liefern.
Durch die umfangreiche Datenerhebung und die langfristige (15+ Jahre) Beobachtung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer können fundierte Aussagen über mögliche Zusammenhänge zwischen Tätowierungen und der Entstehung von Krebs und anderen Erkrankungen getroffen werden.
Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für den Verbraucherschutz und können dazu beitragen, zukünftige Regulierungen und Empfehlungen im Bereich des Tattoos zu gestalten.
Es ist wichtig zu betonen, dass trotz der Hinweise auf potenzielle Risiken IMMER weitere Forschungen erforderlich ist, um eindeutige Kausalzusammenhänge zu bestätigen.
Insgesamt trägt das Projekt „Tattoo inK“ dazu bei, das Bewusstsein für die potenziellen Langzeitfolgen von Tätowierungen zu schärfen und eine fundierte Grundlage für zukünftige gesundheitspolitische Entscheidungen zu schaffen.