Das Bio-Tattoo sollte nach wenigen Jahren von selber wieder verschwinden

Das Bio-Tattoo sollte nach wenigen Jahren von selber wieder verschwinden

Das Bio-Tattoo, Temporary-Tattoo oder kurz „Temptattoo“ ist bereits seit Anfang der 90-iger Jahre in Deutschland populär. Thomas Gottschalk stellte die neue Technik in seiner damaligen Sendung „Wetten dass…?“ vor und lies sich gleich selbst eine Schlange um einen Dolch geschwungen tätowieren. Natürlich mit dem Versprechen, dass sich die Tätowierung nach 4 bis 5 Jahren wieder auflöst. Die Erklärung für das Versprechen ist immer die gleiche: Bio-Tattoos werden im Gegensatz zu üblichen professionellen Tätowierungen nicht so tief in die Haut eingebracht und können so über die körpereigenen Mechanismen in den folgenden Jahren abgebaut werden.

Das Einzige, was an dieser Aussage stimmt, ist, dass der Köper aktiv wird und das Tattoo verändert. Je nach Stichtiefe so stark, das teilweise nur noch grau-grüne Flecken an der Hautstelle ranken. Entweder wird die Tattoo-Tinte so oberflächlich gestochen, dass sie in der Epidermis landet, also der Oberhaut – dann wird sie in der Tat abgebaut – allerdings in einem Zyklus von rund 30 Tagen nach dem Stechen. So viel Zeit braucht die Haut an dieser Stelle, um sich einmal komplett zu regenerieren. Andernfalls wird das vermeidliche Bio-Tattoo tiefer in die Dermis (auch Lederhaut genannt) eingestochen. Dann verbleibt das Bildchen an Ort und Stelle, wie jede andere Profi-Tätowierung auch. Beim Stechen von „Bio-Tattoos“ kommt es dazu häufig vor, dass Farbpigmente in beiden Hautschichten verteilt werden. Man kann sich vorstellen, wie der Körperschmuck nach einem halben Jahr aussieht.

Nun hat man mehrere Möglichkeiten.

Entweder findet man sich mit dem grau-grünen Klecks an Schulter, Wade oder Oberarm ab, lässt es vom Profi-Studio übertätowieren (sogen.: Cover-up) oder unterzieht sich einer medizinischen Behandlung und entfernt das unschöne Geschehnis bestmöglich.

„Früher nahm man dafür das Skalpell“, erinnert sich Frau Dr. Adler, Dermatologin im Haut- und Laserzentrum Berlin. „Heute verwenden wir dafür einen gütegeschalteten Nd:YAG oder Alexandrit-Laser und zertrümmern die unter der Haut liegenden Farbpigmente, bis sie vom Lymphsystem in der Unterhaut abtransportiert werden können. Diese Methode ist die sanfteste und effektivste. Das umliegende Gewebe wird nicht in Mitleidenschaft gezogen, da der energiereiche Laserstrahl mit sehr hoher Geschwindigkeit im Nanosekundenbereich arbeitet.“

„Wie viele Sitzungen insgesamt notwendig sind kann den Patienten im Vorhinein nicht genau prognostiziert werden“ sagt Prof. Berlien – damaliger Chefarzt der Abteilung Lasermedizin an der Elisabeth-Klinik in Berlin-Mitte, wie Sebastian Leber vom Tagesspiegel schreibt. Er entfernt pro Woche ca. 10 Tätowierungen. In der Regel wird nach 4 bis 5 Behandlungen eine Zwischenbilanz gezogen. Je nach Größe, Einbringungstiefe und Aufwand der Behandlung kostet eine Sitzung zwischen 150 und 200Euro. Ein Versprechen zur 100-prozentigen Entfernung gibt es nicht. Bei der Laserbehandlung werden auch Melanozyten im Hautgewebe geschädigt. Zellen, die den Farbstoff Melanin produzieren und somit für die Hautbräunung verantwortlich sind.

Die tattoofreie Hautstelle kann also heller bleiben.

„Ich rate sowieso jedem, sich eine Tätowierung drei Mal zu überlegen“, so Prof. Berlien weiter. Neben den unschönen visuellen Reaktionen kann es zudem passieren, dass bei Verwendung von unsauberem Tattoowerkzeug Krankheiten wie Hepatitis oder sogar HIV übertragen werden. Allergische Reaktionen der Haut kommen meist durch verunreinigte Tattoofarben oder einer gänzlichen Unverträglichkeit des Körpers. 

Alle Experten raten daher: Setzen Sie sich mit einem Profi-Tattoostudio Ihres Vertrauens auseinander. Stellen Sie gezielt Fragen und achten Sie auf Hygiene.

Und am Wichtigsten: Bio-Tattoos gibt es nicht! Seriöse Tätowierer sagen Ihnen das.

(Quelle/Zitate: Sebastian Leber – Tagesspiegel „Die falschen Zeichen gesetzt“)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentare werden erst nach unserer manuellen Freigabe öffentlich sichtbar, was etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Beachten Sie dazu bitte, neben der Netiquette, auch unsere Datenschutzrichtlinen