Amsterdam (NL), April 2021: „Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Thema Tätowierung, kann es gar nicht genug geben“, titelte der Bundesverband Tattoo e.V. kürzlich in seinem Social-Media-Post zur frisch erschienen Doktorarbeit von Dr. Sebastiaan Alain Servé van der Bent.
Dem stimmen wir hundertprozentig zu und möchten aus diesem Grund ebenfalls gerne auf diese wissenschaftliche Arbeit aufmerksam machen.
Sebastiaan van der Bent ist Dermatologe am Alrijne Hospital in Leiden und führt dort die von ihm 2017 ins Leben gerufene Tattoo-Klinik Tattoopoli. Diese Tattoo-Klinik ist eine von mittlerweile vier international agierenden Ablegern von der von Prof. Dr. Jorgen Serup initiierten Tattoo-Clinic Kopenhagen in Dänemark und unterhält ebenfalls enge Kontakte zu Dermatologen und vor allen Dingen weitbekannten Tattoo-Legenden.
Darunter Henk Schiffmacher (Amsterdam, www.tattooing.nl), der nicht nur an der Eröffnung der Tattoo-Klinik beteiligt war, sondern auch das Cover der Doktorarbeit kreierte. Und Ralph Moelker von Team Tattoo Bob (Rotterdam). Beide befürworten die Idee der Tattoo-Klinik stark. Sie ermutigen Menschen mit ihren medizinischen Problemen rund um ihre Tätowierung, einen Termin in der Tattoo-Ambulanz zu vereinbaren.

Dermatologe Dr. van der Bent ist neben seiner Klinikarbeit offizielles Vorstandsmitglied der European Society of Tattoo and Pigment Research (ESTP). Hier lässt er sein Wissen und Know-how über die Erforschung von Komplikationen im Zusammenhang mit Tätowierungen und deren Behandlungsmöglichkeiten in die gemeinschaftliche Forschungsarbeit mit einfliessen.
Sebastiaan ist einer der ersten weltweit, die den Einsatz von CO2-Lasern speziell bei der Behandlung von Tattoo-Allergien erforscht. Mit seiner Doktorarbeit ist er zudem der Erste und vorerst einzige in den Niederlanden, der zu diesem Thema promoviert hat.
Eine Auflistung seiner oder daran beteiligten bisherigen Forschungsarbeiten finden Sie hier im Research Netzwerk der Amsterdamer UMC >> https://research.vumc.nl/en/persons/sebastiaan-van-der-bent/publications/
Komplikationen durch Tätowierungen, einschließlich Permanent Make-up
Trotz ihrer Beliebtheit können Komplikationen bei Tätowierungen auftreten. Über die klinischen Aspekte, den Pathomechanismus und die Behandlungsmodalitäten ist wenig bekannt. Die Doktorarbeit von Dr. van der Bent enthält einen sehr guten Überblick über alle Komplikationen die durch Tätowierungen (einschließlich Permanent Make-up) entstehen können.
Diese Komplikationen können in infektiöse, entzündliche, neoplastische und weitere Reaktionen unterteilt werden. Infektionen sind hauptsächlich oberflächlich und bakteriellen Ursprungs. Zu den entzündlichen Komplikationen zählen allergische Reaktionen und Autoimmunerkrankungen der Haut.
An allen allergischen Reaktionen auf Tattoopigmente, sind am häufigsten rote Pigmente beteiligt. Autoimmunerkrankungen der Haut, die mit Tätowierungen zusammenhängen können, umfassen Psoriasis, Lichen planus, Sarkoidose, Vitiligo und Lupus erythematodes. Sie können lokal durch das Tätowieren ausgelöst werden, das auch als Köbner-Phänomen (nach Dermatologen Heinrich Köbner) bezeichnet wird.
Tätowierung und Hautkrebs
Einer von unzähligen interessanten und relevanten Sätzen aus Dr. van der Bents Thesis lautet für uns unter anderem (Zitat):
Obwohl angenommen wird, dass Tätowierungstinte potenzielle krebserregende Substanzen enthält, wird der Zusammenhang zwischen Tätowierungen und Hautkrebs aufgrund der geringen Anzahl gemeldeter Fälle als zufällig interpretiert.
Quelle: https://research.vu.nl/en/publications/tattoo-complications-diagnosis-and-treatment
Die Diskussion der Arbeit zielt auf den Ursprung und den Pathomechanismus allergischer roter Tätowierungsreaktionen und der noch weitgehend ungeklärten (granulomatösen) entzündlichen schwarzen Tätowierungsreaktionen ab.
Es gibt also noch so viel mehr Lesenswertes, warum wir das Werk hier gerne unabhängig und unentgeltlich promoten möchten.
Im Download-Bereich der Vrijen Universiteit Amsterdam gelangen Sie zur wissenschaftlichen Arbeit:
https://research.vu.nl/en/publications/tattoo-complications-diagnosis-and-treatment
VU Research Portal
Tattoo complications
van der Bent, Sebastiaan Alain Servé
Document version
Publisher’s PDF, also known as Version of record
Citation for published version (APA)
van der Bent, S. A. S. (2021). Tattoo complications: Diagnosis and treatment. s.n.
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Ich möchte bald ein Tattoostudio für mein erstes Tattoo besuchen. Deswegen informiere ich mich über eventuelle Komplikationen. Ich wusste gar nicht, dass Infektionen üblicherweise bakteriellen Ursprungs sind.
Hallo liebe Kathi, danke Dir für Deinen Kommentar hier bei uns im Blog. Diese Formulierung bezieht sich im Beitrag zur Doktorarbeit von Dr. Sebastiaan van der Bent speziell auf das „übliche“ Infektionsgeschehen bei Tätowierungen. „Üblicher Weise“ unterscheidet man Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze als mögliche Infektionsauslöser. Wobei es dann noch u.a. Unterschiede von direkten und indirekten, endogenen und exogenen und enteralen und parenteralen Infektionswegen gäbe. Möglichkeiten sich eine Infektion einzufangen sind also ein großer bunter Blumenstrauß. Die Arbeit von Dr. van der Bent richtet ihr Augenmerk auf übliche Komplikationen, die im Zusammenhang mit Tätowierungen und Permanent Make-up auftreten können und vor denen es sich gilt zu schützen. Viele Grüße.