Bereits seit Inkrafttreten der nicht nur in Deutschland, sondern in 6 weiteren europäischen Ländern bestehenden Tätowiermittelverordnung (ResAP2003 und ResAP2008), ist die Herstellung von Tattoofarben mittels Marktüberwachung reguliert.
Seit 2007 wurden diesen unverbindlichen Resolutionen nun schrittweise die strengste Chemikalien-Gesetzgebung der Welt, die REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) in Europa vorangestellt.
Dabei zielt die REACH-Verordnung auf unser vollständiges Leben und alle hierin vorkommenden chemischen Stoffe ab. Egal ob Kleidung, Möbel, Elektrogeräte oder Reinigungs-, Hygiene- oder Kosmetikartikel. Mittlerweile beinhaltet die REACH über 4.000 Stoffe, die zur Verwendung hierin verboten wurden.
Die REACH reguliert, dass Unternehmen, die ihre Produkte in Europa herstellen oder in Verkehr bringen, die Risiken für diese identifizieren und vor allen Dingen kennen und beherrschen.
Selbiges muss nunmehr gegenüber der ECHA (Europäische Chemikalienagentur) nachgewiesen und Risikomanagementmaßnahmen für den Anwender und Verbraucher bereitgestellt werden.
Dies betrifft auch etwas mehr als 1.800 Inhaltsstoffe von Tattoofarben, die kontinuierlich auf ihre Sicherheit überprüft werden.
Strenge Grenzwerte für Inhaltsstoffe stellen Tätowierfarben-Hersteller bei ihren neu justierten Mixturen immer wieder vor große Herausforderungen. Davon betroffen sind in der Abfolge natürlich auch die Tattoo-Studios und -Händler, die auf Verbote schnell reagieren müssen.
Dieser Ratgeber gibt nun eine Anleitung, wie beide Gruppen korrekt vorgehen können, wenn neue Tattoofarben über das europäische Schnellwarnsystem RAPEX gemeldet werden.
Handlungsempfehlungen für Tattoo-Studios
1. Frühzeitige Information über Gesetzesänderungen
- Abonnieren Sie relevante Newsletter wie die der European Chemicals Agency (ECHA).
- Halten Sie Kontakt zu Tattoofarben-Händlern, die Sie über neue Verbote informieren müssen.
- Informieren Sie sich selbständig und regelmäßig über das Europäische Schnellwarnsystem für Verbraucherprodukte (RAPEX)
- Nutzen Sie Fachmessen und Branchenveranstaltungen, um Updates zu erhalten.
2. Bestandsaufnahme der vorhandenen Farben
- Führen Sie eine Inventur durch, sobald bekannt wird, dass bestimmte Inhaltsstoffe oder Farben verboten werden.
- Identifizieren Sie Tätowierfarben, die von der Änderung betroffen sind, und lagern Sie diese sofort getrennt von weiterhin erlaubten Produkten.
3. Entsorgung verbotener Farben
- Entsorgen Sie verbotene Tattoofarben über zertifizierte Entsorgungsunternehmen.
- Dokumentieren Sie den Entsorgungsprozess, um im Falle von behördlichen Kontrollen nachweisen zu können, dass Sie gesetzeskonform gehandelt haben.
4. Schulungen und Kommunikation im Studio
- Schulen Sie Ihr Team zu den neuen Regelungen und zu den Ersatzprodukten, die erlaubt sind.
- Bereiten Sie ein Q & A für Kunden vor, da diese häufig Fragen zur Sicherheit und Qualität der neuen REAH-konformen Farben haben.
5. Prüfung von Alternativen
- Arbeiten Sie eng mit Händlern zusammen, um rechtzeitig Ersatzfarben zu beschaffen.
- Testen Sie neue Farben auf Hautverträglichkeit und Qualität, bevor sie im Studio verwendet werden.
6. Dokumentation und Transparenz
- Führen Sie eine Liste aller verwendeten Farben inklusive der Sicherheitsdatenblätter.
- Kommunizieren Sie offen mit Ihren Kunden über die Einhaltung der REACH-Verordnung und deren Bedeutung für die Gesundheit.
Handlungsempfehlungen für Tattoofarben-Händler
1. Proaktive Kommunikation mit Kunden
- Informieren Sie Ihre Kunden frühzeitig über anstehende Verbote und deren Konsequenzen.
- Stellen Sie rechtzeitig Listen von betroffenen Produkten bereit, damit Studios ihre Bestände prüfen können.
2. Produktentwicklung und Anpassung
- Investieren Sie in die Forschung und Entwicklung neuer, gesetzeskonformer Farben.
- Arbeiten Sie eng mit Chemikern und Experten zusammen, um sicherzustellen, dass neue Produkte die Anforderungen der REACH-Verordnung erfüllen.
3. Partnerschaft mit zertifizierten Entsorgungsunternehmen
- Bieten Sie Ihren Kunden an, verbotene Farben zurückzugeben, und organisieren Sie deren sichere Entsorgung.
- Zertifizieren Sie den Entsorgungsprozess, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu garantieren.
4. Transparente Kennzeichnung und Dokumentation
- Stellen Sie sicher, dass Ihre Produkte eindeutig gekennzeichnet sind und alle erforderlichen Sicherheitsdatenblätter enthalten.
- Bieten Sie eine Datenbank mit allen Inhaltsstoffen und deren REACH-Konformität an.
5. Schulungen und Beratungen
- Bieten Sie Seminare und Schulungen für Tattoo-Studios an, um diese über die neuen Regelungen und Ihre Produkte zu informieren.
- Erstellen Sie Leitfäden zur Verwendung der neuen Farben.
6. Zusammenarbeit mit Branchenverbänden und Behörden
- Engagieren Sie sich in Branchenverbänden, um über künftige Gesetzesänderungen informiert zu bleiben.
- Arbeiten Sie mit den zuständigen Behörden zusammen, um sicherzustellen, dass Ihre Produkte den aktuellen Vorschriften entsprechen.
FAZIT
Die Einhaltung der REACH-Verordnung ist eine gemeinsame Verantwortung von Tattoo-Studios und Tattoofarben-Händlern. Frühzeitige Information, enge Zusammenarbeit und die Bereitschaft, auf neue Regelungen zu reagieren, sind der Schlüssel, um weiterhin sichere und qualitativ hochwertige Tattoos anzubieten.
Durch proaktives Handeln und detaillierte Transparenz kann die Branche nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern auch das Vertrauen der Kunden in die Sicherheit von Tätowierungen stärken.
RATGEBER gemeinsam erstellt mit:
Mabuti GmbH
Piercing & Tattoo Supply
Slevogtstr. 59
09114 Chemnitz
Deutschland