Tod durch Tattoo?

Tod durch Tattoo?

Ein 31-jähriger junger Mann ließ sich am Unterschenkel ein Tattoo stechen. Die Nachsorgehinweise seines Tätowierers waren klar und deutlich. Unter anderem lautete seine Mahnung: mindestens zwei Wochen auf Schwimmen und Vollbäder zu verzichten.

Das hielt seinen Kunden allerdings nicht davon ab, fünf Tage nach dem Stechen in Küstennähe des Golf von Mexico in die trübe Welle einzutauchen. Raus aus dem Wasser kam er wohl nicht alleine.

Eine in solchen Küstengebieten bekannte Stäbchen-Bakterie „Vibrio vulnificus“ hatte sich durch die Tattoo-Wunde in seinem Körper eingenistet. 

Was das British Medical Journal (BMJ est. 1840) Ende Mai 2017 in einem Fallbericht veröffentlicht, zählt eher zu den Einzelfällen und setzt u.a. weitere Umstände voraus.

Aber er ist gravierend und wir schreiben dazu in unserem Blog als Erinnerung daran, sich bitte, bitte an die Nachsorge- und Pflegehinweise Eures Tätowierers und auch Lasertherapeuten zu halten. Und zwar strickt!!

Die Tätowierung ist und bleibt eine Verletzung unserer äußeren Schutzschicht – der Haut!

Feine Tätowiernadeln öffnen und perforieren die äußere Hautschicht (Epidermis), um die mitgeführten Tattoo-Mittel auf ihrem Weg in die mittlere Hautschicht Dermis zu liefern. Dort sollen die Tattoo-Pigmente abgelegt und vom Körper verkapselt werden, um nach Abheilung für uns sichtbar als Tattoo-Motiv zu erscheinen.

Für diese Heilungsphase bzw. die Reparatur der genadelten Hautstelle – der WUNDE – benötigt der menschliche Organismus Zeit. Bitte gebt sie ihm! Für den Körper sind diese Tattoo-Pigmente Fremdkörper, die dort seiner Meinung nach nicht hingehören. Das Immunsystem ist zusätzlich nun vehement damit beschäftigt, sich von diesen Fremdstoffen zu trennen.

Der Körper schafft es größten Teils aber nicht, weil die Partikel für den natürlichen Abtransport zu groß sind und baut die Tattoo-Mittel in die Hautschicht ein.  

Die Zeit des Strandurlaubs in fernen Ländern rückt näher 

Eben fröstelten wir noch in unseren Daunenjacken und schon sind es 30 Grad und der Sommerurlaub ruft uns. Endlich wieder nackte Haut zeigen.

Alle rennen hektisch ins Fitnessstudio, um noch schnell das Silvester-Raclette loszuwerden. Oder ins Tattoo-Studio, um mit frischer Farbe am Strand glänzen zu können.

Manch einer lässt sich das Tattoo auch erst als Reiseandenken auf dem Parkplatz des mexikanischen Abflughafens Richtung Heimat stechen >>Popocatépetl – ich war drauf<<.

Hepatitis A-G gibt es im Tattoo-Bully für 500MXN (mexikanischer Peso) dann gleich inklusive. Aber man muss nicht erst weit weg reisen, um sich eine Infektion an seiner frisch tätowierten Haustelle einzufangen. Da reicht oft schon ein falscher Handgriff. Hände waschen nicht vergessen! 

ACHTUNG BEIM WEITERLESEN – FOLGENDE FOTOS SIND NICHT OHNE! 

Vibrio vulnificus – Grund für einen septischen Schock durch eine kontaminierte Tätowierung?

Wie Eingangs schon erwähnt, handelt es sich bei diesem Fall um einen Extremfall. Wie Nicholas Hendren , Senthil Sukumar und Craig S Glazer als Erinnerung einer wichtigen Lektion in ihrer Fallstudie im BMJ Ende Mai 2017 zusammengefasst berichten, hat der oben erwähnte 31-jährige Mann eine medizinische Vorgeschichte.

Als der Mann in die Notaufnahme aufgrund eines septischen Schocks und Cellulitis eingeliefert wurde, ging man schnell vom Verdacht einer Vibrio vulnificus Infektion aus.

Die Stäbchen-Bakterien sind in den Küstenregionen und Feuchtgebieten dieser Länder nicht unbekannt und eng verwandt mit Vibrio cholerae, dem Auslöser für Cholera. Zusätzlich zu der hohen Mortalität durch Infektion war bei diesem Patienten eine chronische Lebererkrankung das Problem.

Trotz aggressiver Erstbehandlung verschlechtere sich sein Zustand innerhalb der ersten 24 Stunden, so dass lebenserhaltende Maßnahmen eingeleitet werden mussten.

Durch zu niedrigen Blutdruck und die eingeschränkte Blut/Sauerstoff –Versorgung, versagten nach wenigen Wochen seine Organe und der Patient entwickelte einen septischen Schock und verstarb.

Patient-developed-septic-shock-after-a-new-tattoo-became-infected-in-the-sea-Quelle-BMJ-Case-Reports-Copyright-2017

(Bild-Quelle: BMJ Report 05/17)

Fazit und unser Tipp an dieser Stelle :

Wie in unserer Überschrift „Tod durch Tattoo?“ mit einem Fragezeichen gekennzeichnet, ist eine Antwort sicherlich umfangreicher.

Die Umstände, die bei diesem beschriebenen Patienten schlussendlich zum Tod führten, sind sicherlich nicht die Regel – können aber eben vorkommen!!

Unsere Behauptung dazu lautet: keiner stirbt an einem Tattoo!! Dazu gehören IMMER weitere unglückliche Umstände und Faktoren.

Unser Körper und unser Organismus sind nicht doof – im Gegenteil! Aber gerade die Menschen in den westlichen Industrienationen werden immer empfindlicher. Ob Allergie, Unverträglichkeiten, die stetige Sensibilisierung durch die Aufnahme von Antibiotika und anderen Arzneien, schwächen unseren Körper immer weiter und machen ihn empfänglicher für Schädlinge, Viren und Bakterien.

Man muss dafür nicht extra frisch tätowiert nach Mexico fliegen und in den Resten der Deepwater Horizon baden. Wir hüpfen hier nicht mal unverwundet zur Abkühlung in die Spree oder würden Austern aus dem Wannsee roh verzehren.

Think before you ink!! Hört auf Euren professionellen Tattoo-Artist oder Laserologen und benutzt Euren Menschenverstand.

Beachtet die Nachsorgehinweise und pflegt Euch und Eure tätowierte Hautstelle.

„Die Haut ist unser Astronautenanzug da draußen!“

Quelle: http://casereports.bmj.com/content/2017/bcr-2017-220199.abstract?sid=3e2…

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Lest auch gerne mal hier, wie man ein infiziertes Tattoo behandeln soll und was es zu beachten gibt, damit es nicht zur Infektion kommt? 

http://de.wikihow.com/Ein-infiziertes-Tattoo-behandeln (Quelle: www.wikihow.com

Schlussendlich empfiehlt sich natürlich immer der Gang zu Eurem Arzt, Apotheker oder Tätowierer für mehr Informationen! 

2 Gedanken zu “Tod durch Tattoo?

  1. Hallo, man kann ein Erysipel (Blutvergiftung im Volksmund) als auch in der Folge eine weitere Entzündung des Fettgewebes auch durch einen Splitter oder Mückenstich bekommen. Das sind Risiken bei jeder Verletzung – die Fragen richten sich in die Richtung: Warum wird das Problem nicht früher erkannt und behandelt……Wenn man, wie die Briten aber sein Gesundheitssystem kaputtspart und hinrichtet, kommt so ein Mist dabei raus. Ganz nebenbei ist es gut, dass solche Fälle publiziert werden, um auch den Blick der Tätowierer für diese Probleme zu schärfen!

    1. Danke für Ihren wichtigen Kommentar.

      Die Fallstudie ist unseres Wissens nach „nur“ im BMJ publiziert worden.

      Die Docs, sowie der Patient sind nicht in UK behandelt worden! Beim Patienten soll es sich um einen Hispanoamerikaner gehandelt haben.

      Und was den Blick der professionellen Tätowierer angeht, so ist selbiger manchmal sogar schärfer in Sachen Hygiene als der so manchen Mediziners….

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