Die Entscheidung der jungen Frau, wir nennen sie Kiki, steht fest: Das florale Tattoo an ihrem linken Unterarm hatte seinen Reiz in den letzten Jahren verloren. Objektiv gesehen hält sich sein künstlerischer Wert in Grenzen. Kiki will das jetzt loswerden.
Leider fällt sie in alte Muster zurück, macht schon wieder den gleichen Fehler wie damals, als sie sich eine Tätowierung passend zu ihrer schmalen Börse hat stechen lassen.
Sie möchte jetzt die Entfernung der Tätowierung ebenfalls möglichst preiswert haben. Ein Schönheitssalon findet sich bald, der die gewünschte Dienstleistung verspricht. Relativ günstig im Vergleich zu einer Laser-Tattooentfernung in der Praxis eines spezialisierten Hautarztes. Sechs Termine werden im Salon vereinbart.
Das Mittel der Wahl soll die Auflösung der Tinte mithilfe eines milchsäurehaltigen Gebräus eines Herstellers aus dem Ausland sein. Die Flüssigkeit wird mithilfe einer Art Tätowier-Maschine in die Haut eingebracht. Und wie sich zeigt, löst sie tatsächlich die Tinte des Blumenmusters auf.
Leider zerstört die Milchsäure dabei derart die Haut, dass anstelle des nicht besonders wertvollen Tattoos nun eine Reihe von großen, blasenartigen, hellen, haarlosen, hypertrophe Narben entstanden ist.
Ähnlich denen, die man behält, wenn man in dem Juckreiz bei einer Windpockenerkrankung nicht zu widerstehen vermochte. Die Behandlung und ihre Folgen sind so schmerzhaft, das Ergebnis so desaströs, dass Kiki die sogenannte Behandlung bereits nach der zweiten Sitzung abbricht.
Der Hautarzt, den Kiki anschließend aufsucht, ist Prof. Dr. Uwe Wollina. Er hat diesen Fall in einen wissenschaftlichen Beitrag für die »Wiener Medizinische Wochenschrift« (Depigmentation and hypertrophic scars after application of a fluid lactic acid tattoo eraser, in: WMW 165/2015, S. 195-198) aufgearbeitet. Für Kiki gab es erstmal Salbe mit Kortikosteroiden…
Lass es!
Prof. Dr. Wollina hat den Fall zum Anlass genommen um die Literatur zu diesem Thema der chemischen Tattoo-Entferner und ihrer Nebenwirkungen genauer zu durchsuchen. Er kommt zu einem ernüchternden Ergebnis:
- Ja, milchsäurehaltige und andere chemische Tintenkiller entfernen durchaus Tätowier-Mittel.
- Doch das Chance-Risiko-Verhältnis ist so schlecht, dass man nicht ernsthaft von einer Alternative zum Laser sprechen kann.
Etwas weniger statistisch zeigt der Blick in die einschlägige Literatur, dass die Nebenfolgen solch rabiater Methoden schlicht nicht zumutbar sind. Schmerzen und Narbenbildung, starke medikamentöse Behandlung in der Folge.
Und über allem schwebt der Ruch der Scharlatanerie, weil die angebotenen Mittel i.d.R. keineswegs medizinisch geprüft sind. Notabene: Wer meint, er könnte sich im Falle des Falle immerhin an den Hersteller wenden wird u. U. feststellen müssen, dass die Firma eventuell unter ursprünglicher Bezeichnung spurlos vom Markt verschwunden ist.
Neuer Name, neues Glück?
Newsflash: »Deine Haut ist Teil Deines Körpers!«
Ein anderer, wenn nicht der entscheidende Punkt ist, dass grundsätzlich Eingriffe in den Körper von geschultem, d. h. zertifizierten Personal durchgeführt werden sollte. Sicherer geht, der zum Hautarzt marschiert.
Seriöse DermatologenInnen werden nur sehr selten eine Tattooentfernung mit derartigen Chemikalien vorschlagen. Da das mechanische Abtragen von Hautschichten aufgrund der heutigen durchschnittlichen Größe einer Tätowierung häufig nicht infrage kommt, bleibt der Laser das Mittel der Wahl.
Nebst ausführlicher Beratung, Versorgung und realistischen Einschätzungen zu Behandlungserfolgen, empfehlen wir Ihnen, sich ausführlich mit dem Thema auseinander zu setzen.
Doch darf nicht unerwähnt bleiben, dass auch die Anwendung eines Lasers nicht zu 100% vor Bildung von Narben an entsprechender Hautstelle schützt.
Eine professionelle Handhabung des Medizinproduktes ist genau so wichtig, wie eine optimale und disziplinierte Pflege des gelaserten Areals danach.
Wem das alles zu teuer bzw. zu aufwändig ist, sollte eher mit seiner Tätowierung leben als sich mit Laien-Methoden.
Möglicherweise sogar als do-it-at-home-Eigenbehandlungen – die Gesundheit zu ruinieren. „Save tattoo-money and think before you ink!“, dann klappt’s auch mit dem richtigen Motiv für die Ewigkeit. Profi-Tattoos gibt es beim Profi-Tätowierer.