Schon lange Zeit klopfen deutsche organisierte Profi-Tätowierer an Bürotüren unserer Behörden und Ministerien. Nun hat sich endlich mal eine dieser Türen geöffnet.
Es ist die unseres damals amtierenden Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt (CSU).
Und das ist auch gut so!
Um was geht es dabei?
Ums Tattoo! Für den einen ist es Kunst, für den anderen Leidenschaft und für einige nur Spaß oder ein trendiges „Must-have“ (muss ich haben!).
Bereits seit Jahrtausenden wird die menschliche Haut mit Nadeln und Farbe verziert, was das Zeug hält und mittlerweile dürfte das auch der letzte Erdbewohner mitbekommen haben.
Aber wer sticht da eigentlich was womit wohin?
Was früher vielleicht mal abgestützt auf einem Fass voll Rum an Schiffsdeck oder abgelegt auf einer Knastpritsche mit Fischgräten, Kämmen oder Nadel und Faden in die Haut eingebracht wurde, findet heute i.d.R. mit modernen Hochfrequenz- Rotary oder Spulen-Tätowiermaschinen in arztpraxisähnlichen Tattoo-Studios statt. Möchte man meinen!!
Sieht man genauer hin, wird man erkennen, dass das nicht der Status Quo ist!
Die freigeistige Kreativwirtschaft rund ums Tattoo hat ein Problem. Jeder kann sich in Deutschland Tätowierer nennen. Eine sogenannte Berufszugangsregelung für Tätowierer gibt es bis dato nicht.
Ohne Überprüfung des handwerklichen Geschicks, noch Sachkenntnis über Folgen, Risiken und Nebenwirkungen bestenfalls mit 20Euro in der Tasche und einem China-billig-Tattoo-Starter-Kit unter dem Arm, kann jeder beim Amt ein Gewerbe anmelden, loslegen und sich Tätowierer nennen.
Aber es gibt sie noch – die Guten! Und die unterscheiden sich massiv vom eben genannten!
Die Profis ihres Tattoo-Handwerks haben sich in Deutschland bereits 1995 zusammen geschlossen im D.O.T. – Deutsche Organisierte Tätowierer e.V..
„Dabei geht es darum, eine professionelle und künstlerische Elite zusammen zu führen, Aufgaben gemeinsam zu bewältigen und erfolgreich die Interessen Ihrer Mitglieder zu vertreten.
Mangelnde Hygiene, Tattoo-Pfusch, Bio-Tattoos, UV-Tattoos, Tattoo-Conventions, unseriöse Geschäftspraktiken, Schwarzarbeit, Tattoo-Seminare, Copyrights und Zusammenarbeit mit der ebenfalls expandierenden Fachpresse seien hier nur in Stichworten erwähnte Themen, die es galt und gilt in die Hand zu nehmen.“ So der D.O.T. selbst auf seiner Website.
2011 kam ein zweiter Verband in Deutschland hinzu. Der ProTattoo e.V., der sich mit seinen 9 Gründungsmitgliedern seither zur Aufgabe macht über das Tätowieren neutral und kritisch zu berichten – und das obwohl er selbst Teil der Profi-Tattoo-Branche ist.
„Gerade deshalb ist es erklärtes Ziel, langfristig durch Qualität und Unbedenklichkeit zu überzeugen. ProTattoo will ein Maximum an Sicherheit in ein punktuell – nach wie vor – mit Unsicherheit versehenes Kunstgewerbe bringen. Und das in allen entscheidenden Bereichen beim Verbraucher und Tätowierer ebenso wie bei allen politischen und presserelevanten Instanzen.“ – so der ProTattoo e.V. auf seiner Website.
Merkt Ihr was?
Seit über 20 Jahren kämpfen die Profis der Tattoo-Branche für die eigene Seriosität, Kompetenz und den Schutz des Verbrauchers – Euch!
Im November 2013 gründete sich dann ein deutscher Dachverband aus Tätowierern und Tattoo-Fans, dem unter anderem auch der DOT e.V. und ProTattoo eV. beigetreten sind. Der Bundesverband Tattoo e.V. mit Sitz in Berlin.
Er schlägt die Brücke zwischen Profi-Tätowierern, Verbrauchern und Behörden, vertritt die geeinten Interessen der gesamten deutschen Tattoo-Branche und setzt sich für den Berufsstand des Tätowierers ein.
Eine Interessengemeinschaft, die nun auch von der Bundesregierung ernst genommen wird und bei der Erarbeitung ihrer Kampagne „Safer-Tattoo“ mit ins Boot genommen hat.
Der BVT wirkt hierbei zusammen mit Bundesminister Christian Schmidt und seinem Team des Referats 223, Frau Dr. Jutta Schaub und Frau Dr. Anke Meisner, zuständig für Produktsicherheit im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (macht heute das BMUV)
Frau Dr. Anke Meisner ist zuständig für den Verbraucherschutz in Bezug auf Tätowiermittel und Kosmetikprodukte und verantwortlich für die Verbraucherinformationskampagne „Safer-Tattoo“, die Jugendliche und junge Erwachsene über mögliche Risiken des Tätowierens aufklären soll.
Eine feine und dringend notwenige Sache, wie wir finden! Darum unterstützen wir den Bundesverband Tattoo e.V. auch als Partner und machen auf die BMEL-Kampagne „Safer-Tattoo“ hier auf unserer Website aufmerksam.
Ihr fragt Euch jetzt sicherlich, warum gerade DocTattooentfernung sich für die Tattoo-Branche und eine solche Kampagne engagiert. Wir machen Tattoos doch weg!?
Richtig! Wir entfernen Tätowierungen! Wir haben aber 4 wichtige Gründe, warum wir uns für die Tattoo-Branche einsetzen.
1.) Wir lieben Tattoos! Wenn sie vom Profi sind!
2.) Nur wer weiß, wie Tätowierungen richtig eingebracht werden, weiß, ob und wie sie wieder zu entfernen sind!
3.) Arbeiten auf Augenhöhe – Tattoo-Profis, Wissenschaftler und Mediziner zusammen! Tätowierer wissen oft so viel mehr über Tattoos als die Mediziner oder sonst wer. Gemeinsam von- und miteinander lernen! (z.B. Tattoo-Tagung oder ESTPresearch.org in Kopenhagen)
4.) Unter unseren Lasern landen eine Vielzahl missratener, schlecht gestochener und risikobehafteter, von Tattoo-Laien (Scratchern) eingebrachte Tattoo-Motive. Wir wollen, dass Ihr mit (oder auch ohne) Eure(r) Tätowierung glücklich seid! Ansonsten schaffen wir nur Platz für Neues.
„Safer-Tattoo“ ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit der Tattoo-Branche!
Bundesminister Christian Schmidt unterstützt mit der Kampagne die Forderungen des Bundesverbandes Tattoo e.V. nach einer Einführung von Befähigungsnachweisen für den Eintritt ins Tattoo-Gewerbe.
Gegenüber der Zeitung Schleswig-Holstein am Sonntag (SHaS) äußerte er: „Wer so eine sensible Arbeit macht und damit Einfluss auf die Gesundheit der Verbraucher hat, muss sein Handwerk – nachweisbar – beherrschen“.
Zu dem Gesamtkomplex habe sein Ministerium die Internetseite www.safer.tattoo.de frei geschaltet. Schwerpunkte seien hier Informationen über Risiken, Sicherheitshinweise sowie Basiswissen über Tattoos & Co. (Zitat: SHaS)
Warum wir das hier extra zitieren
Wir haben nach dem Start der BMEL-Kampagne (heute BMUV-Kampagne) mit vielen Tätowierern gesprochen und Postings im Social-Web verfolgt.
Es gibt weitläufig viel Zustimmung aber auch besorgte Äußerungen, dass es jetzt damit ein neues Gesetz gäbe, dass man nur noch mit teuer zu erwerbenden Weiterbildungs-Zertifikaten als Tätowierer arbeiten dürfe.
Zusammenfassend können wir dazu nur sagen, wer sein Handwerk versteht und lebt, der ist auch auf dem aktuellen Weiterbildungsstand zu Hygienerichtlinien & Co und baut seine Professionalität aus.
Bei der aktuellen BMEL-Kampagne handelt es sich um eine VERBRAUCHER-INFORMATION: Wie finde ich den Tattoo-Profi und welche Risiken kann es geben, wenn ich mir für 30 Euro einen Oma’s-Hekeldecken-Tattoo-Termin beim Nachbarn im Wohnzimmer über Ebay organisiere.
Die Info-Website „Safer-Tattoo“ ist ein kleiner aber guter Schritt in die Richtung „Tätowieren – aber sicher“!
Wer sich für eine Tätowierung entschieden hat, erhält als Einsteiger wichtige Antworten auf viele Fragen, die er vielleicht noch gar nicht gestellt hat. Von der Geschichte der Tätowierung über die Basics, wie das Tätowieren überhaupt funktioniert und was man vor dem Stechen beachten sollte.
Wer sich für ein Tattoo interessiert, sollte die Risiken kennen. Viel Wissen, hilft viel!
Das Wichtigste dabei ist, das richtige Tattoo-Studio für sich zu finden und den Profi-Tätowierer vom Scratcher (Laien-Tätowierer) unterscheiden zu können.
Das BMEL (BMUV) gibt hier gute Hinweise und Ratschläge von der Studio-Auswahl bis zur Pflege und Nachsorge des Tattoos anhand von Checklisten.
Wer Fragen dazu hat, dem steht der Bundesverband Tattoo e.V., der Deutsche Organisierte Tätowierer e.V., der ProTattoo e.V. und auch DocTattooentfernung ebenfalls sicherlich gerne und jeder Zeit zur Verfügung!
„Jeden Tag kommen zu unseren Laserologen betrübte Gesichter mit verunglückten und ungewollten Tattoo-Motiven“, sagt Thomas Sembt von DocTattooentfernung. „Wir kooperieren mit vielen professionellen Tätowierern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Seit 2014 sind wir Partner vom Bundesverband Tattoo e.V. und unterstützen die Zusammenarbeit u.a. als Veranstalter der Tattoo-Tagung oder als Beispiel bei der gemeinsamen GfK-Umfrage „Tattoo & Piercing in Deutschland 2014„.
Als Spezialist stehen wir zu markanten Fragen für den Bereich der Tattooentfernung zur Seite und nutzen unsere Synergien zwischen Tätowierern und Medizinern.
Dass selbst die Bundesregierung nun endlich, neben dem BMEL, auf die Anstrengungen der Tattoo-Branche aufmerksam geworden ist, begrüßen wir sehr. Die Klick-Zahlen und Kommentare zu „Mehr Sicherheit beim Stich!“ im Social-Web zeigen, dass es ein wichtiges und nicht weiterhin zu unterschätzendes Thema ist. “
Härtere Regelungen für die Tattoo-Branche?
Ja! Daran arbeiten die Verbände schon jahrelang! Im Zuge der Verbraucherinformations-Kampagne will sich nun MdB Schmidt zusammen mit den Tattoo-Profis für härtere Berufszugangsregelungen für die Tattoo-Branche einsetzen. Ausserdem kommt die Idee nicht von Regierungsseite sondern von der Tattoo-Branche selbst!
Deshalb empfehlen wir dazu mal den Artikel von Rechtsanwalt und BVT-Vorstandsmitglied Urban Slamal „Berufszugangsregelung für Tätowierer? Ein längst überfälliges Vorhaben“ von Anfang Juli 2016 für LTO- Legal Tribune Online zu lesen.
Wer den Artikel jetzt gelesen hat, der versteht hoffentlich, warum eine derartige Berufszugangsregulierung nicht von heute auf morgen funktioniert. Ausserdem hat er aber auch zur Kenntnis genommen, dass die Regierung weiß, dass sich ohne die Profis der Tattoo-Szene eine solche Regelung nicht ohne Weiteres im Markt implementieren lässt. Gleiches gilt für die Themen Sicherheit von Tätowier-Mitteln und Hygienestandards.
Fazit:
Fakt ist, dass sich in Zukunft einiges ändern wird. Mit anderen Worten, nicht nur zum Schutz des Verbrauchers, sondern auch und vor allen Dingen zum Schutz derjenigen Tätowierer, die ihr Handwerk professionell ausüben und weiterhin ausüben wollen.
Fachkompetenz und Seriosität muss erkennbar sein, honoriert und geschützt werden – für die Profi-Tätowierer und auch für die Verbraucher, Euch!
Quellenangabe, Links und mit freundlicher Genehmigung:
Deutsche Organisierte Tätowierer e.V. – DOT
Bundesverband Tattoo e.V. – BVT
LTO- Legal Tribune Online Ausg. 07/16 U. Slamal
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (Fotos & Link)
Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft, Chirstian Schmidt (CSU)
Herausgeber der Website www.safer-tattoo.de ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn im Auftrag vom BMEL.
Das Impressum zu (aktuell) www.bmuv.de/safer-tattoo finden Sie hier https://www.bmuv.de/impressum
Artikel: Initiative „Safer Tattoo“ (Aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts für shz.de von Dieter Schulz erstellt am 03.Jul.2016)