Prof. Dr. med. Christian Raulin aus Karlsruhe behandelt seit vielen Jahren in seiner dermatologischen LASERKLINIK-KARLSRUHE bei Patienten verschiedenste Arten von Tätowierungen mit unterschiedlichen Lasersystemen.
Über seine jahrelange Erfahrungen im Umgang mit diesen Lasersystemen und die jüngsten Entwicklungen zu Tattoos, der Laser-Dermatologie und der wachsende Nachfrage in der Laserbehandlung, sprach Prof. Raulin mit DocTattooentfernung.
1. Herr Prof. Raulin, bitte stellen Sie sich und die Laserklinik- Karlruhe in kurzen Sätzen vor.
Bei der Laserklinik-Karlsruhe handelt es sich um eines der weltweit anerkanntesten Laserinstitute. Wir waren die ersten, die in Deutschland mit der Entfernung von Tätowierungen angefangen haben.
Wir setzten als erste den Rubin-Laser ein, danach kamen Alexandrit-Laser, Nd:YAG-Laser und der frequenzverdoppelte Nd:YAG-Laser. Täglich kommen sicherlich über 300 Patienten in unser Zentrum zur Behandlung.
2. Die Tätowierung und das Permanent Make-up sind in unserer westlichen Gesellschaft heutzutage nicht mehr wegzudenken. Wie ist Ihre persönliche Einstellung gegenüber den allerorts gezeigten Hautverzierungen? Haben Sie eventuell selbst eine Tätowierung oder würden Sie sich eine stechen lassen?
Ich persönlich stehe nicht auf Tätowierungen und habe auch keine Tätowierungen. Tätowierungen gehören sicherlich zum Mainstream und sind damit absolut gesellschaftsfähig geworden. Natürlich sind auch Tätowierungen dem Zeitgeist unterworfen. Es bleibt spannend, was sich auf diesem Sektor in den nächsten Jahren tun wird.
Wir entfernen nur Tätowierungen durch Laser, bei denen es wirklich Sinn macht. Ein teilentferntes Tattoo sieht immer schlimmer aus als ein halbwegs gut gestochenes Tattoo. Es lassen sich bei weitem nicht in jedem Fall alle Tätowierungspigmente entfernen. Es kommen zahlreiche Patienten zu Cover-up-Vorbereitungen.
In der Regel wird jedoch die komplette Tattooentfernung nachgefragt. Die außergewöhnlichste Tätowierung war eine Profi-Tätowierung am Bein, das unter der Einwirkung von K.O.-Tropfen in einem Tätowierstudio in Sankt Pauli (Hamburg) durchgeführt worden ist.
Nachdem das Mädel von den K.O.-Tropfen erwachte, war das gesamte Bein volltätowiert. So zumindest ihre Geschichte. Es gibt jedoch mittlerweile hunderte von interessanten und spannenden Geschichten.
3. Würden Sie unseren Lesern bitte erläutern, wie die Behandlung mit dem Laser in Ihrer Praxis typischerweise abläuft, wenn sich ein Patient ein Tattoo entfernen lassen möchte? Welches ist Ihr bevorzugtes Lasersystem?
Unser bevorzugte Laser ist der Premium-Nd:YAG-Laser, der Revlite®. Zur Entfernung einer Profi-Tätowierung rechnen wir realistisch betrachtet mit zwei bis drei Jahren und mindestens 15 Sitzungen. Wir führen am Behandlungstag stets zwei Lasersitzungen hintereinander mit einem Abstand von etwa 20 Minuten durch.
Dadurch reduziert sich die Gesamtbehandlungszeit um 20%. Bei schmerzempfindlichen Patienten lassen wir eine Stunde vorher eine Betäubungscreme auftragen. Der Erfolg hängt von den Farben ab.
Rot und Schwarz sind die Farben, die sich am besten entfernen lassen. Was wir nicht wollen, ist ein Negativbild (Ghost-Tattoo).
Unser Ziel ist eine vollständige, narbenlose Entfernung, nichts anderes! Für ein handtellergroßes Areal einer Profi-Tätowierung berechnen wir pro Doppelsitzung, die an einem Tag durchgeführt wird, 150-200 Euro.
4. Was passiert physiologisch, wenn das Laser-Licht auf die Haut gerichtet wird?
Durch das Laserlicht werden die Tattoo-Pigmente zersprengt. Danach werden sie teilweise nach außen ausgeschieden, teilweise über das lymphatische Gewebe abtransportiert.
Muttermale sollten ausgespart werden. Es sollte immer vorsichtig vorgegangen werden, um Unterpigmentierungen oder Narben zu vermeiden.
5. Welche Patientengruppen kommen zu Ihnen hauptsächlich in die Praxis, um sich lasern zu lassen?
Es kommen Patienten aus allen gesellschaftlichen Schichten zu uns. Meist sind sie jedoch von der Altersstruktur zwischen 20 und 35.
6. Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Nachfrage in den Praxen/ Kliniken auf dem Gebiet der Pigment-Laser-Dermatologie ein?
Wir haben enorm viel im Bereich Tattooentfernung geforscht. Die Pico Nd:YAG-Laser werden keinen zusätzlichen Fortschritt zu den bisherigen Nanosekunden-Premiumlasern bieten.
Der Pikosekunden Alexandrit-Laser hat nach Berichten von Kollegen gegenüber Alexandrit-Nanosekundenlasern wohl Vorteile bei grüner Farbe.
7. Nun kann sich im Grunde jedermann einen Laser kaufen und nach der Einweisung durch den Hersteller die Behandlung anbieten – ist der Umgang tatsächlich so einfach zu erlernen oder gehört mehr dazu als guter Wille?
Die Entfernung von Tätowierungen ist meiner Einschätzung nach eine ärztliche Aufgabe und alles andere als einfach. Ich sehe zahlreiche furchtbare teilentfernte Tätowierungen oder auch Narbenbildungen.
Wenn man die gesamte Literatur zu den Picosekunden-Lasern betrachtet, habe ich bis Juli 2016 noch keine vollständig entfernte Tätowierung ohne Narben oder Unterpigmentierung (Hypopigmentierung) gesehen!
8. Was können Patienten tun, um den Behandlungsprozess selbst noch zu unterstützen?
Zur Nachbehandlung sollte eine vernünftige Pflegecreme gehören, ansonsten sollte natürlich auf einen möglichst hohen Sonnenschutz geachtet werden.
Eine sogenannte ganzheitliche Tattooentfernung ist völliger Unsinn und pure Geschäftemacherei.
9. Was raten Sie Ihren Patienten, wenn sie sich ein Tattoo stechen lassen möchten?
Ich würde empfehlen, nur zugelassene Tattoo-Farbstoffe zu verwenden. Dies sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Darüber hinaus würde ich empfehlen, nicht zu intensiv die Farben einzubringen.
Intensive Tätowierungen lassen sich wesentlich schwerer entfernen als Tätowierungen mit weniger Farbinhaltsstoffen.
Darüber hinaus würde ich die Farben Rot und Schwarz empfehlen. Diese lassen sich am besten wieder entfernen.
Sofern sich jemand für Tätowierungen interessiert, würde ich ihm empfehlen, auf die Seriosität & Hygiene des Studios zu achten, wo die Tätowierung eingebracht werden soll.
Zudem würde ich mich als zukünftiger Tattoo-Träger an den Empfehlungen anderer Kunden orientieren.
10. Wir haben in den letzten Jahren bei der Arzt- und Netzwerk-Akquise für DocTattooentfernung.com häufig festgestellt, dass viele Hautärzte in D/A/CH kaum Bezug zu professionellen Tätowierern und ihren Studios haben. Geschweige denn genaueren Kenntnisstand über verwendete Tattoo- und Permanent Make-up Mittel haben.
Wie und was sollte man unbedingt ändern? Gerade im Hinblick auf die Laserbehandlung und eine mögliche Zusammenarbeit mit der Tattoo-Branche?
Wir haben eine intensive Zusammenarbeit zu vielen Tätowierern, die selbst zur Tätowierungsentfernung zu uns kommen und uns auch weiterempfehlen. Dies ist die beste Werbung! Gerne können Sie mich in Ihr Netzwerk des Bundesverband-Tattoo e.V. aufnehmen.
Ich habe hier keine Berührungsängste! Zudem sollte man Kontakt zu Prof. Wolfgang Bäumler (Tattoo-Forscher an der Uni Regensburg) aufnehmen oder seine Arbeit via Internet verfolgen.
Er beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt mit Tattoo-Pigmenten und deren Physik zur Entfernung. Vieles zur Thematik muss noch erforscht werden oder ist unklar.
Weitere Informationen zur Laserklinik-Karlsruhe, Herrn Prof. Raulin und Kollegen, erhalten Sie über die Website http://www.laserklinik.de/