Gefahr unter der Haut? Das umstrittene Tattoofarben-Verbot und seine Folgen | Doku

Gefahr unter der Haut? Das umstrittene Tattoofarben-Verbot und seine Folgen | Doku
Info Tätowierfarben Tätowierung

„Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland sind tätowiert. Welche Folgen die Körperkunst für die Gesundheit hat, ob sie allergische Reaktionen oder gar Krebs hervorrufen kann, ist dabei bis heute umstritten. Dennoch will die EU auf Nummer sicher gehen und hat auf Grundlage der sogenannten REACH-Verordnung Anfang des Jahres viele der gängigen Tattoofarben verboten.“

So schreibt es MDR Investigativ „exactly“ auf seinem YouTube Kanal zu einem Beitrag, für den sich Autor Marc nicht nur vor der Kamera von SebFuryOne im Studio Downtown Tattoo Jena hat tätowieren lassen, sondern auch unsere langjährige Netzwerk-Partnerin und geschätzte Dermatologin Frau Dr. Marion Runnebaum in ihrer wunderschönen Jenaer Hautarztpraxis interviewt hat.

„An REACH-konforme Farben kommen die Tätowierenden aktuell praktisch nicht ran. Für die ohnehin von den Einschränkungen der Corona-Pandemie schwer getroffene ein weiterer Rückschlag. Viele der Künstler:innen fürchten um ihre Existenz und kritisieren das Verbot scharf. Denn zu den potentiellen Gefahren von Tattoos gibt es bislang kaum Studien.“ – heißt es weiter in der MDR-Textbeschreibung zum exactly-Beitrag.

Dazu werden Prof. Dr. Wolfgang Bäumler, Tattoo-Forscher an der Uniklinik Regensburg und Influencer Willy Iffland zu bereits bestehenden Tätowierungen und den Folgen aus dem Tätowierfarben-Verbot durch die REACH-Verordnung befragt.

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Die EU hat mit der REACH Verordnung viele Farben für Tattoos verboten. Das trifft die Tätowierer hart, verunsichert wegen des möglichen Risikos aber auch die Konsumenten. Wie gefährlich sind Tattoos wirklich? (Quelle: MDR Investigativ exactly 2022)

Autoren: Marc Zimmer / Anton Zirk

CvD: Max Schlösser, Anja Riediger

Kamera: Anton Zirk

Schnitt: Eva-Maria Arndt

Eine Produktion der Skip-Intro Gesellschaft für Medienproduktion mbH www.skip-intro.tv

MDR Investigativ „exactly“: YouTube Chanel

Sind Tätowierungen jetzt gefährlich oder nicht?

Eine konkrete Antwort gibt auch dieser MDR-Beitrag nicht wirklich darauf. Aber wie auch? Ab wann wäre denn eine Tätowierung gefährlich? „Potenziell gesundheitsgefährdend“ sind viele Dinge in unserem Leben. Umfangreiche Forschungsarbeiten zu Tätowierungen oder Tätowiermitteln sind selten oder werden zu einigen Themenschwerpunkten gänzlich vermisst. Das heißt aber nicht, das überhaupt nicht geforscht wird. Im Gegenteil!

Gibt man in der National Library of Medicine mal den Suchbegriff „Tattoo“ ein, so erhält man von 1873 bis heute über 6.000 Publikationen unterschiedlichster Forschungsinhalte zur Tätowierung aus medizinischer Sicht. Umfangreiche Forschung kostet aber viel Geld und investiert wird meist dort, wo eine wirkliche Gefahr für Leib und Leben besteht. Am deutlichsten macht dies aktuell sicherlich die Corona-Pandemie im Vergleich zur Tätowierkunst. Gesundheitliche Vorkommnisse rund ums Tattoo sind zu marginal als dass ein Forschungsbedarf wirklich als relevant anzusehen wäre.

Alles in allem auf jeden Fall ein sehenswerter Beitrag. Auch wenn uns eine genauere Erläuterung über das EU-Tätowierfarbenverbot der ECHA und ihrer generellen REACH-Verordnung eigentlich fehlt.

Wichtiger Fact ist hierbei unter anderem, dass professionelle Tätowierer schon seit jeher nicht nur für die Anerkennung ihrer Tätigkeit als Beruf kämpfen, sondern auch für adäquates Arbeitsmaterial. DIN-normierte EU-weit geltende Hygiene-Standards haben sie sich derweil selbst in den vergangenen Jahren für ihre Branche erarbeitet. Auch in diesem Beitrag bleibt u.W.n. unerwähnt, dass in Deutschland (und 6 weiteren europäischen Ländern) seit 2008 die sogenannte Tätowiermittelverordnung TätoV bei der Produktion, Einfuhr und Verwendung von Tätowierfarben galt. Es wurde also nicht irgendwas in die Haut gestochen.

Anmerkung: Die EU-Petition Save the Pigments wurde von Tätowierer Erich Mähnert und Tätowierfarben-Entwickler Dipl.-Ing.(FH) Michael Dirks aus Österreich initiiert und nicht vom BVT e.V. und sollte aus gegebenem Anlass dringend weiter unterstützt werden.

Please, keep supporting:

Quellen:

REACH-Verordnung der EU: https://echa.europa.eu/de/regulations…

ECHA – Tattoo- und PMU Farben: https://echa.europa.eu/de/hot-topics/tattoo-inks

Bundesverband Tattoo e.V. Stellungnahme: https://bundesverband-tattoo.de/2021/09/20/unsere-stellungname-zur-tattoo-reach/

EU-Petition Save the Pigments: https://www.savethepigments.com/